Steuerlicher Digitalisierungsindex 2017: Deutschland hat Nachholbedarf im internationalen Vergleich

Forschung

Im Zuge der voranschreitenden weltweiten Digitalisierung machen steuerliche Rahmenbedingungen in einzelnen Ländern Standorte unterschiedlich attraktiv für Investitionen in digitale Geschäftsmodelle. Im internationalen Vergleich hat Deutschland dabei noch einiges nachzuholen. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt die Studie "Steuerliche Standortattraktivität digitaler Geschäftsmodelle. Steuerlicher Digitalisierungsindex 2017", die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, gemeinsam mit der Universität Mannheim und der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) erarbeitet hat.

Für die Analyse haben die Autoren/-innen die steuerlichen Standortbedingungen in 33 Ländern anhand der Bemessungsgrundlagen, der effektiven Durchschnittssteuersätze und der Kapitalkosten miteinander verglichen. Dabei wird deutlich, dass sich die steuerlichen Standortfaktoren im internationalen Vergleich stark unterscheiden. Der effektive Durchschnittssteuersatz variiert in der Gruppe der betrachteten Ländern zum Beispiel zwischen minus zehn und plus 25 Prozent. Vor allem Irland, Italien und Ungarn erweisen sich als besonders attraktive Standorte für Investitionen in digitale Geschäftsmodelle, während Deutschland mit 23 Prozent den drittletzten Platz belegt. Dahinter rangieren lediglich noch die USA und Japan.

Auch die Kapitalkosten als Maß für die Attraktivität eines Standortes zur Ausweitung des Investitionsvolumens zeigen im Ländervergleich eine hohe Bandbreite von minus vier bis plus sechs Prozent. Besonders günstige Investitionsbedingungen liegen in dieser Hinsicht in Italien, Frankreich und Ungarn vor. Deutschland rangiert mit einem Wert von knapp 5 Prozent auf Platz 28 von 33.

FuE-Anreize können Investitionen begünstigen

"Die Platzierung eines Landes im Digitalisierungsindex hängt maßgeblich von Sonderanreizen wie günstigen Abschreibungsregeln oder so genannten Patent-Boxen ab", analysiert ZEW Research Associate Prof. Dr. Christoph Spengel. "Bei einigen Ländern sind die Investitionen in digitale Geschäftsmodelle nach Steuern sogar profitabler als vor Steuern. Mit anderen Worten: sie werden steuerlich subventioniert."

Einen wichtigen Einfluss auf die Platzierung eines Landes hat zudem die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE). FuE-Anreize können das Investitionsverhalten von Unternehmen in digitale Innovationen an einem bestimmten Standort begünstigen und einen Vorteil im internationalen Wettbewerb darstellen. Verglichen mit Ländern wie etwa Irland und Frankreich, die bei der FuE-Förderung sehr aktiv sind, fällt Deutschland daher im internationalen Vergleich zurück. Insgesamt belegen Länder ohne oder mit nur geringfügig ausgestalteten Steueranreizen die hinteren Plätze im steuerlichen Digitalisierungsindex 2017.

Für Rückfragen zum Inhalt

Prof. Dr. Christoph Spengel, Telefon 0621/181-1704, E-Mail spengel@uni-mannheim.de

Prof. Dr. Katharina Nicolay, Telefon 0621/1235-397, E-Mail nicolay@zew.de