Die Digitalisierung stellt weit weniger Jobs in der OECD in Frage als erwartet

Forschung

Ein Viertel der Unternehmen in Deutschland setzt Künstliche Intelligenz schon ein, befasst sich und plant damit in naher Zukunft oder hält KI zumindest für wichtig.

Durch die fortschreitende Digitalisierung werden in den nächsten zwei Jahrzehnten neun Prozent der derzeitigen Arbeitsplätze in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) technisch automatisierbar sein. Das ist deutlich weniger als bisher befürchtet. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die erstmals das Automatisierungsrisiko von Arbeitsplätzen in 21 OECD-Ländern untersucht hat. Auch wenn somit weit weniger Arbeitskräfte unter Druck geraten werden als bislang erwartet, zeigt sich: Der Anpassungsdruck für geringqualifizierte Beschäftigte ist hoch. Ein großer Weiterbildungs- und Umschulungsbedarf entsteht.

Die ZEW-Studie zeigt, dass die Automatisierbarkeit von Arbeitsplätzen in den 21 untersuchten OECD-Ländern unterschiedlich ausgeprägt ist. Während in Deutschland und Österreich zwölf Prozent der Jobs automatisierbar sind, liegt der Anteil in Korea bei sechs Prozent. Ausschlaggebend für die Automatisierbarkeit sind zum Beispiel höhere Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), eine kommunikationsintensivere Arbeitsplatzorganisation sowie ein höherer Bildungsgrad.

Automatisierungsrisiko von Arbeitsplätzen bisher überschätzt

Der Grund dafür, dass die Anzahl der automatisierbaren Arbeitsplätze in der ZEW-Studie relativ niedrig ist, ist der tätigkeitsbasierte Ansatz der ZEW-Forscher im Vergleich zum bislang weit verbreiteten berufsbasierten Ansatz. "Maschinen ersetzen bestimmte Tätigkeiten am Arbeitsplatz, aber weniger die Berufe an sich", sagt Dr. Ulrich Zierahn, Senior Researcher am ZEW und einer der Autoren der Studie. "Bisherige Studien überschätzen das Automatisierungsrisiko, weil Beschäftigte in als gefährdet klassifizierten Berufen oft dennoch schwer automatisierbare Tätigkeiten ausüben." Die Ergebnisse weisen zwar auf ein deutlich erhöhtes Automatisierungspotenzial bei geringqualifizierten Arbeitnehmergruppen hin. Das erwartete Potenzial muss aber bei Weitem nicht in jedem Fall zu einem tatsächlichen Verlust von Arbeitsplätzen führen.

 "Solange Beschäftigte durch Weiterbildung oder Umschulung in der Lage sind, mehr und mehr Tätigkeiten zu übernehmen, die ergänzend zum Maschineneinsatz anfallen, muss es nicht zwangsläufig zu Arbeitsplatzverlusten kommen", sagt ZEW-Wissenschaftler Ulrich Zierahn. "Die Bedrohung durch eine 'technologische Arbeitslosigkeit' wird also häufig überschätzt". Schließlich können neue Technologien auch Arbeitsplätze schaffen: zum einen in den Branchen, die diese Technologien entwickeln, zum anderen in den Branchen, die mit neuen Technologien ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können.

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Dr. Ulrich Zierahn, Telefon 0621/1235-280, E-Mail zierahn@zew.de