Mehr Polarisierung und weniger Wettbewerb in der Fußball-Bundesliga

Forschung

ZEW-Präsident Achim Wambach plädiert für einen fairen Fußball-Wettbewerb, auch bei der Medienübertragung.

Der Wettbewerb in der deutschen Fußballbundesliga hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich gelitten. Eine wesentliche Ursache hierfür ist die veränderte Mobilität von Spielern. Dadurch finden sich vermehrt leistungsstarke Spieler bei besonders guten Teams. Diese gewinnen entsprechend mehr Spiele, was zu weniger Wettbewerb führt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Die zunehmende Konzentration talentierter Spieler auf besonders erfolgreiche und dadurch finanzstarke Vereine führt zu einer Verminderung der wettbewerblichen Balance zwischen der 1. und der 2. Bundesliga. So ist die höchste Spielklasse über die Zeit deutlich stärker geworden. Gleichzeitig ist die Verteilung von Fußballtalenten innerhalb der 1. Bundesliga im Zeitraum zwischen 1998 und 2016 um mehr als 30 Prozentpunkte ungleicher geworden. Mannschaften wie Bayern München oder Borussia Mönchengladbach konnten von dieser Entwicklung profitieren. Dagegen haben andere Vereine wie Werder Bremen mehr oder weniger den Anschluss verloren. In der 2. Bundesliga ist dagegen kein solcher Trend erkennbar.

Spielertalente verteilen sich zunehmend ungleicher

Die Studie hat erstmals analysiert, inwieweit zunehmend bessere Fußballspieler in den beiden höchsten Spielklassen der Bundesliga für bessere Vereine auflaufen und weshalb das zu einem Rückgang des sportlichen Wettbewerbs führt. Wenn bessere beziehungsweise schlechtere Spieler häufiger für bessere oder schlechtere Vereine spielen, macht sich das in einer zunehmend ungleichen Verteilung von Spielertalenten bemerkbar. Deren Stärke lässt sich an der Veränderung des Korrelationskoeffizienten ablesen, einem Maß für die lineare Abhängigkeit zwischen zwei Variablen, in diesem Fall zwischen Spieler- und Vereinsstärke. Der Korrelationskoeffizient hat mit rund 1,8 Prozentpunkten pro Jahr stark zugenommen, das heißt die Verteilung von Spielertalenten in der Bundesliga ist Jahr für Jahr ungleicher geworden.

Eine der Schwierigkeiten in der Forschungsliteratur besteht darin, Erfolg und Qualität von Spielern zu messen. Hierfür hat das ZEW eine neue Methodik entwickelt: Für jeden Fußballspieler wird die Differenz der erzielten Tore und der Gegentreffer pro Partie für den betrachteten Spielzeitraum kalkuliert. Dadurch können Informationen über die durchschnittliche Spielstärke nicht nur von Spielern, sondern auch von Mannschaften und Trainern gewonnen werden. Die Datenbasis beruht auf einzelnen Spielen der 1. Bundesliga, der 2. Bundesliga und DFB-Pokal-Partien. Zudem werden auch Veränderungen innerhalb eines Fußballspiels wie Auswechslungen, Platzverweise oder die Spielminute eines Tores berücksichtigt.

Sportlicher Wettbewerb nimmt ab

Dass der sportliche Wettbewerb in der Bundesliga immer mehr zurückgeht, hängt auch stark mit der Entwicklung der Einnahmen der Vereine aus Fernsehgeldern zusammen, da die TV-Vermarktungsrechte mittlerweile eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen sind. In Zeiten hoher Einnahmen durch TV-Vermarktung zeigt die ZEW-Studie, dass in der Bundesliga eine deutliche Entwicklung zu mehr Ungleichheit zwischen Vereinen zu sehen ist. Bei stagnierenden Medieneinnahmen ist solch ein Trend aber nicht erkennbar. Seit 2007 ist eine zunehmende Konzentration von besseren Spielern bei besseren Vereinen (und andersherum) zu beobachten, was sich unter anderem auch in der vierten Meisterschaft in Folge für Bayern München in der Saison 2015/2016 widerspiegelt.

"Diese Entwicklung wird auch durch eine zunehmende Ungleichheit der Spielerstärken zwischen der 1. und der 2. Bundesliga angetrieben. Die höchste deutsche Spielklasse hat über die Zeit an Spielerstärke gewonnen und hängt dabei die 2. Bundesliga zunehmend ab", sagt Arne Jonas Warnke, ZEW-Ökonom und Autor der Studie.

Weiterhin findet eine zunehmende Polarisierung innerhalb der 1. Bundesliga statt. Monetäre Ausschüttungen in der UEFA Champions League sind über die Zeit stark gestiegen. Entsprechend kann das Verfehlen der Teilnahme am internationalen Geschäft für die Vereine zu erheblichen langfristigen Einnahmeeinbußen führen. Dadurch fällt es den Vereinen dann auch schwerer, gute Spieler zu halten. "Die kürzlich vereinbarten Reformen in der UEFA Champions League ab der Saison 2018/19 könnten diesen Trend zukünftig noch verstärken", sagt Warnke.

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Arne Jonas Warnke, Telefon 0621/1235-364, E-Mail warnke@zew.de