Risikoeinstellung von Berufsanfängern bedingt Jobwechsel und Lohnwachstum

Forschung

Je geringer die Risikobereitschaft, desto seltener wechseln Arbeitnehmer ihren Job in den ersten Jahren des Berufslebens.

Je risikoscheuer, desto seltener entscheiden sich Beschäftigte für einen Jobwechsel in den ersten Jahren des Berufslebens. Aus diesem Verhalten ergibt sich allerdings nur ein moderat höheres Lohnniveau nach den ersten Jahren des Berufslebens im Vergleich zu risikofreudigeren Personen, die sich für einen Jobwechsel entscheiden. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt eine empirische Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim. Untersucht wurde dabei, ob sich die Risikoeinstellung von Beschäftigten zu Beginn ihres Berufslebens auf die Zahl der Jobwechsel und die damit verbundene Lohnentwicklung auswirkt.

Die Entscheidung, den Job zu wechseln, ist mit Unsicherheit verbunden. Zwar ist der Lohn bei einer ausgeschriebenen Stelle meistens bekannt, allerdings kann der Beschäftigte andere Bedingungen, wie beispielsweise die Möglichkeiten der Beförderung, die tatsächliche Länge der Arbeitszeit oder auch die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kollegen/-innen nicht vorhersehen. Da mit einem Jobwechsel auch immer Kosten verbunden sind, beispielsweise die Anpassung an ein neues Arbeitsumfeld und häufig auch Umzugskosten, ist nicht klar, ob sich ein Jobwechsel insgesamt lohnt.

Lohnniveau als entscheidender Faktor neben Risikobereitschaft

Die ZEW-Studie betrachtet den Zusammenhang zwischen individueller Risikopräferenz, Jobwechsel und anschließendem Lohnwachstum. Anhand von Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) wurde untersucht, ob und wie häufig Berufseinsteiger/innen in den ersten sieben Jahren ihres Berufslebens aus eigenem Antrieb die Stelle wechselten. Risikoscheue Personen haben in diesen sieben Jahren durchschnittlich weniger häufig den Job gewechselt als risikofreudige Personen. Der einzige weitere Faktor außer der Risikopräferenz, der die Häufigkeit des Stellenwechsels beeinflusst, ist das Lohnniveau der Beschäftigten beim ersten Arbeitgeber. Weitere Startbedingungen, wie Alter und  Zufriedenheit im ersten Job sowie die Befristung des Arbeitsverhältnisses spielen keine Rolle.

"Dass sich die Löhne bei Personen mit unterschiedlichen Risikoeinstellungen zu Beginn ihrer Berufslaufbahn unterschiedlich entwickeln, kann verschiedene Gründe haben", sagt Dr. Michael Maier, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich "Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung" und Mitautor der Studie. Unterschiede bei den Lohnzuwächsen von Berufseinsteigern können demzufolge direkt auf die Entscheidung für oder gegen einen Jobwechsel in Verbindung mit der Risikoeinstellung zurückgeführt werden.

Wer das Risiko scheut, kann mit höheren Lohnzuwächsen rechnen

Falls risikoscheue Beschäftigte den Job wechseln, finden sich laut der Studie Hinweise, dass dies mit höheren Lohnzuwächsen im Vergleich zu risikofreudigen Beschäftigen verbunden ist. "Dieser Unterschied im Lohnzuwachs in Verbindung mit einem Jobwechsel kann mit einer höheren Kompensation erklärt werden, die risikoscheue Beschäftigte aufgrund Unsicherheit bei einem Jobwechsel benötigen", sagt Maier. "Darüber hinaus  führen die vergleichsweise seltenen Jobwechsel der risikoscheuen Beschäftigten dazu, dass sie eine längere Betriebszugehörigkeit haben, mehr betriebsspezifische Erfahrung sammeln und daher in ihrem Unternehmen eher von Gehaltserhöhungen profitieren", erklärt der ZEW-Ökonom.

Risikofreudigere Beschäftigte haben dagegen aufgrund der häufigeren Jobwechsel eher die Chance, Stellen zu finden, bei denen sie ihre Fähigkeiten produktiv einsetzen können, was sich wiederum in einer höheren Entlohnung bemerkbar machen kann.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Michael F. Maier, Telefon 0621/1235-307, E-Mail maier@zew.de