A Socio-economic Analysis of Youth Disconnectedness
ZEW Discussion Paper Nr. 09-070 // 2009In diesem Beitrag untersuchen wir das Ausmaß und die Entwicklung von Unverbundenheit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Unverbundenheit weist mehrere Dimensionen auf. Arbeitslosigkeit, Schulversagen, Beziehungslosigkeit und psychopathologische Stimmungsschwankungen oder Depressionen gehören zu den wichtigeren Dimensionen. Auch in der modernen Volkswirtschaft gibt es Jugendliche, die keine emotionale und finanzielle Unterstützung durch Familie und Freunde erfahren. Für diese unverbundenen Jugendlichen können zwei Folgeprobleme auftreten. Erstens können aufgrund von unvollständigen Kapitalmärkten zu geringe Bildungsinvestitionen im Jugendalter resultieren, wenn die Familie oder Freunde als Geldgeber ausfallen. Zweitens können diese Jugendlichen den Anschluss an die Gemeinschaft verlieren, wenn es ihnen nicht gelingt, die vielfältigen schulischen und beruflichen Prüfungen abzuschließen, und/oder die geschriebenen und ungeschriebenen Normen und Umgangsregeln der Gesellschaft einzuhalten. Damit kann sich wiederum ein Teufelskreis des Misserfolgs einstellen. In unserem Beitrag untersuchen wir die Unverbundenheit, die durch Arbeitslosigkeit, Schulversagen und Beziehungslosigkeit zustande kommt. Psychopathologische Angstzustände und Stimmungsschwankungen können wir aufgrund der Datenlage nicht mit einbeziehen. Vielfach ist die letztere Dimension der Unverbundenheit jedoch mit den anderen korreliert. Aufbauend auf Stichproben aus den Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) gehören nach unseren Untersuchungen im Mittel 12 Prozent der Jugendlichen während der Altersphase zwischen 17 und 19 Jahren zur Gruppe der unverbundenen Jugendlichen, mit einer leicht steigenden Tendenz in der Periode von 2001 bis 2007. Wir gehen davon aus, dass das Problem der Unverbundenheit unter Jugendlichen mit den SOEP Daten tendenziell unterschätzt wird, so dass die Betroffenheit tatsächlich etwas höher sein könnte. Aus den Analysen folgt, dass eine widrige Familienumwelt zur Erklärung der Unverbundenheit beiträgt, darunter ein geringes Bildungsniveau der Eltern sowie instabile Familienverhältnisse. Den verantwortlichen Erwachsenen in diesen Familien scheint es nicht zu gelingen, den Jugendlichen emotionalen Rückhalt und finanzielle Zuwendungen in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen, damit Verbundenheit entstehen kann. Rezessionen tragen mit einer Verzögerung zu einer Zunahme der Unverbundenheit unter Jugendlichen bei. Somit wird auch die aktuelle Wirtschaftskrise den bereits zunehmenden Trend der Unverbundenheit in den folgenden Jahren wahrscheinlich weiter verstärken. Rezessionszeiten tragen dazu bei, dass Wunden aus einer schlimmen Kindheit eher wieder aufbrechen und die Betroffenheit von Unverbundenheit erhöhen, insbesondere dann, wenn Schutzfaktoren fehlen.
Pfeiffer, Friedhelm und Ruben Seiberlich (2009), A Socio-economic Analysis of Youth Disconnectedness, ZEW Discussion Paper Nr. 09-070, Mannheim.