ZEW-Energiemarktbarometer - Starke Korruption macht Lieferbeziehungen für Öl und Gas instabil
ForschungEine möglichst störungsfreie Belieferung mit Erdöl und Erdgas ist für Deutschland ebenso wie für viele andere Industriestaaten von großer Bedeutung. Eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter rund 200 Experten der Energiewirtschaft in Deutschland zeigt, dass vor allem seit langem bestehende Lieferbeziehungen zu einem Erdöl und Erdgas exportierenden Land und ein hoher ökonomischer Entwicklungsgrad eines solchen Landes als Garanten für störungsfreie Lieferbeziehungen betrachtet werden. Destabilisierend wirkt sich dagegen aus, wenn im Lieferland starke Korruption in Staat und Wirtschaft herrscht. Zu dieser Einschätzung kommt das aktuelle ZEW Energiemarktbarometer. Es befragt halbjährlich Experten der Energiewirtschaft zu aktuellen energiewirtschaftlichen Themen.
Besonders vertrauenswürdig sind für 87 Prozent der befragten Experten solche Energielieferanten, zu denen bereits seit langer Zeit Lieferbeziehungen bestehen. Ein fast ebenso wichtiger Faktor für eine stabile Lieferbeziehung ist für 85 Prozent der Befragten aber auch ein hoher ökonomischer Entwicklungsgrad des Lieferlandes wie dies beispielsweise bei Norwegen und Großbritannien der Fall ist. Obwohl eine Reihe von Energie-Exportstaaten nicht demokratisch regiert werden, ist für 71 Prozent der Befragten eine demokratische Regierungsform im Lieferland ein wichtiges Kriterium für einen langfristig verlässlichen Energielieferanten. Dass Deutschland einen großen Teil des gesamten Exports von Rohstoffen eines Landes abnimmt, halten immerhin noch 54 Prozent der Umfrageteilnehmer für einen Stabilisierungsfaktor.
Besonders negativ auf die Lieferzuverlässigkeit eines Landes wirken sich dagegen korrupte Strukturen im Lieferland aus. Davon zeigen sich 86 Prozent der Befragten überzeugt. Beliefert ein Land neben dem deutschen Markt viele weitere Länder mit Energierohstoffen, kann auch das nach Einschätzung von immerhin einem Drittel der Befragten einen destabilisierenden Effekt für die Lieferbeziehungen haben.
Für Rückfragen zum Inhalt
Nikolas Wölfing, Telefon 0621/1235-217, E-Mail woelfing@zew.de
Das ZEW-Energiemarktbarometer
Das ZEW-Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von knapp 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen, Regionalversorgern ebenso wie EVU und Ökostromunternehmen). Sie werden zu aktuellen energiewirtschaftlichen Themen befragt. Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Befragung (Befragungszeitraum: Mai 2012) werden in den ZEWnews Juli/August 2012 veröffentlicht.