ZEW-Energiemarktbarometer: Belastungsgrenzen für Haushalte bei steigenden Energiekosten

Forschung

Steigende Energiepreise belasten vor allem Haushalte mit geringem Einkommen. In Zukunft wird es für diese Haushalte schwieriger sein, soviel Energie nachzufragen und zu bezahlen wie heute. Dies führt entweder zum Energiesparen oder zu Umschichtungen bei den Haushaltsausgaben. Fachleute aus der Energiewirtschaft schätzen einen Anteil der Energiekosten am verfügbaren Haushaltseinkommen von ungefähr zehn Prozent als kritisch ein. Zu diesem Ergebnis kommt das ZEW-Energiemarktbarometer, eine halbjährliche Befragung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Fachleuten aus der Energiewirtschaft.

Mit 54 Prozent geht die Mehrheit der vom ZEW befragten Energiemarktexperten davon aus, dass die Energiekostenbelastung finanziell für die Haushalte kritisch wird, wenn diese bis zu zehn Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Strom, Gas, Heizöl und Fernwärme ausgeben müssen. Weitere 24 Prozent sehen dieses Problem, wenn die Energiekosten einen Anteil von zehn bis zwölf Prozent am verfügbaren Haushaltseinkommen ausmachen. 22 Prozent der Befragten halten die kritische Schwelle erst für überschritten, wenn die Ausgaben für Energie mehr als zwölf Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens betragen.

Zum Vergleich zeigen die jüngsten verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2011, dass die einkommensschwächsten 19 Prozent aller Haushalte durchschnittlich bereits knapp über zehn Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Energie ausgaben. Seitdem sind vor allem die Strompreise für Privatkunden überproportional gestiegen. Der Anteil der Haushalte, die über dieser Schwelle liegen, dürfte sich somit erhöht haben. Die Energiekostenbelastung dürfte somit für eine immer größere Anzahl von Haushalten zum Problem werden. Gleichwohl zeigen sich 69 Prozent der vom ZEW-Energiemarktbarometer befragten Experten davon überzeugt, dass die Politik in den kommenden zwölf Monaten keine Regelung zur Entlastung einkommensschwacher Haushalte bei den Energiekosten vornehmen wird.

"Eine allgemeine Festlegung einer kritischen Energiekostenbelastung von Haushalten ist schwierig. Dennoch sollte dem Problem künftig in der Öffentlichkeit und in der Forschung Aufmerksamkeit zukommen", sagt Florens Flues, Umweltökonom am ZEW. Das ZEW-Energiemarktbarometer steuert hierzu erste Einschätzungen von Fachleuten aus der Energiewirtschaft bei.

Für Rückfragen zum Inhalt

Prof. Andreas Löschel, Telefon 0621/1235-200, E-Mail loeschel@zew.de

Dr. Florens Flues, Telefon 0621/1235-218, E-Mail flues@zew.de

Das ZEW-Energiemarktbarometer

Das ZEW-Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen, Regionalversorgern ebenso wie EVU und Ökostromunternehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt. Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Befragung (Befragungszeitraum: Mai 2013) erscheinen in den ZEWnews Juli/August 2013.