ZEW/Prognos-Umfrage: Transportmengen und -preise sinken auf fast allen Märkten

ZEW/Prognos-Umfrage

Auf nahezu allen Märkten gehen die Experten davon aus, dass sowohl Transportmengen als auch -preise fallen.

Die Entwicklung auf den Transportmärkten zeigt sowohl hinsichtlich der Mengen- als auch der Preiserwartungen in den kommenden sechs Monaten ein eindeutiges Bild: Die Erwartungen gehen zum Teil stark nach unten. Dies gilt sowohl für die Landverkehrsträger Straße, Schiene und Binnenschaffahrt als auch für die Luft- und Seefracht. Zu diesem Ergebnis kommt das TransportmarktBarometer von Prognos/ZEW im ersten Quartal 2016. Für die Erhebung befragen die Prognos AG, Basel, und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, vierteljährlich rund 250 Spitzenkräfte der Transport- und Verladenden Wirtschaft, wie sie die Entwicklung der Transportmengen und Transportpreise auf Sicht des kommenden halben Jahres einschätzen.

Hinsichtlich der Preisentwicklung waren sich die Befragten selten so einig wie zurzeit: Ohne Ausnahme zeigen die Preisindizes für alle betrachteten Transportzweige nach unten, nachdem im Vorquartal noch eine Tendenz zu Preissteigerungen erkennbar war.

Insbesondere die Preisentwicklung bei der Luft- und Seefracht sticht hervor: Bei der Luftfracht war der Anteil der befragten Experten, die sinkende Preise erwarten, noch nie so hoch. Ein Drittel der Befragungsteilnehmer geht von Preissenkungen für Europa und auf den Nordamerika-Routen aus, für den Asien/Pazifik-Raum sind es sogar 40 Prozent. Auch bei der Seefracht sind sich mehr als die Hälfte der Experten sicher, dass die Transportpreise für den Asien/Pazifik Raum fallen werden. Für die Seefracht in Europa und nach Nordamerika erwartet rund ein Drittel der Befragten fallende Preise.

Pessimistische Erwartungen im Landverkehr

Bei den landgebundenen Verkehrsträgern folgen die Preiserwartungen den ebenso pessimistischen Mengenerwartungen. Dass die Preiserwartungen im Straßengüterverkehr mit Osteuropa besonders stark nach unten zeigen, ist neben den günstigen Dieselpreisen und der sich eintrübenden Konjunktur, die alle Märkte betrifft, auch den anhaltenden Spannungen in der Ukraine sowie der wirtschaftlichen Schwäche Russlands geschuldet.

Bei der Entwicklung des Transportaufkommens im nächsten halben Jahr zeigt sich ein ähnliches Bild, wie bei den Preisen: Im Straßengüterverkehr überwiegen die negativen Erwartungen. Für die Binnenschifffahrt und den Schienengüterverkehr prognostizieren die Experten einen leichten Rückgang des Transportaufkommens. Für die Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) nimmt der Anteil der Befragungsteilnehmer, die steigende Mengen erwarten, ab. Insgesamt zeigt die Entwicklung leicht nach unten. Im Kombinierten Verkehr hat der Stimmungsindex, der den Saldo der p0sitiven und negativen Erwartungen widerspiegelt, nur eine leicht sinkende Tendenz für Deutschland und Osteuropa.

Trübe Aussichten für Luftfracht

Bei der Luftfracht trüben sich vor allem die Aussichten für den Nordamerika-Verkehr ein. Erwartete im Vorquartal kaum ein Experte sinkende Mengen, so ist der Anteil der Pessimisten in diesem Quartal auf 25 Prozent gestiegen. Während sich der Anteil der Befragten, die steigende Mengen erwarten, auf rund 20 Prozent reduziert hat. Damit liegt der Stimmungsindex für das Transportaufkommen in der Luftfracht mit Nordamerika auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2012. Treiber dieser Entwicklung scheinen der starke Dollar und die ungewissen Folgen des Ölpreisverfalls zu sein, die das Wirtschaftswachstum in den USA nachhaltig beeinträchtigen könnten. Die schlechten Konjunkturaussichten für Japan und China lassen auch mit Blick auf den asiatischen Markt keinen Optimismus aufkommen.

Der Stimmungsindex als Saldo der positiven und negativen Erwartungen der Mengen auf den Seefrachtmärkten nähert sich weiter seinem historischen Tiefststand. Zwar hat sich der Abwärtstrend für Nordamerika etwas verlangsamt, aber für Europa und den Asien/Pazifik-Raum hält die Negativtendenz weiter an. Da die Entwicklungen tendenziell dem Trend der Luftfracht mit etwas Verzögerung folgen, bleibt abzuwarten, ob sich die negative Entwicklung auch im nächsten TransportmarktBarometer fortsetzt.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Martin Kesternich (ZEW), Telefon +49 621 /1235-337
E-Mail kesternich@zew.de

Hans-Paul Kienzler (Prognos AG), Telefon +41 61 /3273 476
E-Mail Hans-Paul.Kienzler@prognos.com

 

Das TransportmarktBarometer von Prognos/ZEW

Die Prognos AG, Basel, und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, befragen seit 1998 vierteljährlich 250 Spitzenkräfte der Transportwirtschaft und der Verladenden Wirtschaft zur Entwicklung der Transportmärkte. Die Experten werden um eine Prognose dazu gebeten, ob auf Sicht von sechs Monaten das Transportaufkommen und die Transportpreise (stark/schwach) steigen, (stark/schwach) sinken oder unverändert bleiben. Betrachtet werden im nationalen und im grenzüberschreitenden Verkehr nach West- und Osteuropa die Transportbereiche: Straßengüterverkehr, Schienengüterverkehr, Binnenschifffahrt, Kombinierter Verkehr, Kurier-, Express- und Paketdienste. Weiterhin schätzen die Experten die Entwicklung bei Luft- und Seefracht von Deutschland in andere europäische Staaten sowie auf den Routen nach Nordamerika und in die Asien/Pazifik-Region ein.