ZEW-Ökonom Martin Kesternich zum Tempolimit auf Autobahnen

Kommentar

Studie zur Wirkung eines Tempolimits mit relativ wenig Aufwand umsetzbar

Prof. Dr. Martin Kesternicht ist stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Umwelt und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“.

Die Debatte um ein Tempolimit auf Autobahnen in Deutschland wird bislang mehr emotional als sachlich geführt. Was fehlt, ist die sorgfältige Auseinandersetzung mit kausalen Wirkungszusammenhängen eines Tempolimits. Aktuell befürwortet nun auch der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. ADAC eine Klärung der Auswirkungen eines Tempolimits auf Basis von belastbaren Forschungsergebnissen. Wie eine optimale Studie im Rahmen eines randomisierten Feldexperiments aussehen könnte, die den kausalen Effekt eines Tempolimits auf die Verkehrssicherheit identifiziert, erklärt Prof. Dr. Martin Kesternich, stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs „Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“ am ZEW Mannheim.

„Für ein randomisiertes Feldexperiment müsste auf einer hinreichend großen Anzahl an zufällig ausgewählten Streckenabschnitten auf Autobahnen über einen längeren Zeitraum ein temporäres Tempolimit eingeführt werden und bestenfalls ein ganzes Jahr gelten, um die Witterungsbedingungen aller Jahreszeiten mit in die Untersuchung einfließen zu lassen. Diese zufällig ausgewählten Streckenabschnitte müssten mit einer Kontrollgruppe verglichen werden, also mit einer entsprechenden Anzahl an vergleichbaren Streckenabschnitten auf Autobahnen, auf denen im Untersuchungszeitraum dann kein Tempolimit angesetzt ist.

Um die optimale Höhe des Tempolimits bestimmen zu können, sollten die eingeführten Geschwindigkeitsbeschränkungen variieren und vorher genau festgelegt werden. Der Vergleich der so regulierten Streckenabschnitte mit den nichtregulierten Abschnitten lässt kausale Rückschlüsse zu – vorausgesetzt, dass die Entwicklung der Verkehrssicherheit ohne Regulierung auf den beiden Streckenabschnitten vergleichbar gewesen wäre.

Eine solche Studie wäre mit relativ niedrigem Aufwand umsetzbar. Dabei muss selbstverständlich sichergestellt werden, dass sensible Daten anonymisiert werden und keine Rückschlüsse auf einzelne Individuen oder Haushalte möglich sind.“

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