Praxisentlastung mit Missbrauchspotenzial

Kommentar

ZEW-Ökonom Nicolas Ziebarth zu Krankschreibungen per Telefon

Prof. Dr. Nicolas Ziebarth kommentiert die Pläne der Bundesregierung, Krankschreibungen per Telefon dauerhaft zu ermöglichen.

Ab dem 7. Dezember 2023 sollen wieder Krankschreibungen per Telefon möglich sein. Diese Maßnahme führte die Bundesregierung temporär während der Corona-Pandemie bei Atemwegserkrankungen ein. Nun soll sie dauerhaft und für alle Krankheitsbilder gelten, wenn ein leichter Verlauf absehbar ist und die Patienten/-innen der Praxis bekannt sind. Nicolas Ziebarth, Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Mannheim, erklärt dazu:

„Die dauerhafte Einführung der telefonischen Krankschreibung ist erst einmal zu begrüßen. Sie entlastet Arztpraxen und reduziert das Ansteckungsrisiko in überfüllten Wartezimmern. Damit leistet sie einen Beitrag dazu, Prozesse im Gesundheitswesen zu verschlanken. Allerdings steigt bei einem niedrigschwelligen Angebot auch die Gefahr von ungerechtfertigten Krankschreibungen. Dies hätte höhere Kosten für Arbeitgeber zur Folge und würde zu Engpässen in Arbeitsprozessen führen. Daher sollte die Inanspruchnahme sowie die Auswirkungen der telefonischen Krankschreibung auf den Arbeitsmarkt unbedingt wissenschaftlich evaluiert werden, um die Regelung zukünftig wissensbasiert anpassen zu können.“