ZEW-Studie über die Folgen von Substanzsteuern
ForschungDas ZEW hat im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen "Die Folgen von Substanzsteuern für Familienunternehmen, Staat und Gesellschaft" untersucht. Die Ergebnisse der jetzt vorgelegten Studie zeigen, dass eine Vermögensteuer oder -abgabe mit zahlreichen Problemen behaftet wäre und die Investitionsbedingungen von Unternehmen in Deutschland verschlechtern würde.
"Eine Vermögensteuer kann in Kombination mit den Ertragsteuern und der Erbschaftsteuer in die Vermögenssubstanz eingreifen und vor allem in Krisenzeiten konfiskatorische Wirkungen entfalten", sagt Prof. Dr. Christoph Spengel (Universität Mannheim und ZEW), der mögliche Auswirkungen der vorliegenden Vermögensteuer-Pläne von SPD, Grünen und Die Linke untersucht hat.
Berechnungen mit Hilfe des European Tax Analyzers deuten darauf hin, dass die Steuerbelastung großer Kapitalgesellschaften bei Umsetzung der Reformvorhaben der SPD und von Die Linke um 10,8 Prozent beziehungsweise 46,5 Prozent steigen würde. Für die SPD wurde dabei der Gesetzentwurf der rot-grünen Landesregierungen für ein Vermögensteuergesetz 2014 zugrunde gelegt, um die Vermögensteuerpläne zu konkretisieren. Bei Einbezug der Besteuerung der Anteilseigner, für die ebenfalls Steuererhöhungen im Bereich der Vermögensbesteuerung und der Einkommensbesteuerung vorgesehen sind, ergibt sich ein noch deutlich höherer Anstieg der Steuerbelastung um 20 Prozent für die SPD, 36 Prozent für Bündnis 90/Die Grünen und 126,5 Prozent für Die Linke. Mehrbelastungen in einer vergleichbaren Größenordnung ergeben sich auch für Personengesellschaften (SPD 24 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen 40 Prozent, Die Linke 101 Prozent).
Die Studie weist zudem darauf hin, dass eine Vermögensteuer Anreize zur Verlagerung von Betriebs- und Privatvermögen ins Ausland schafft. Durch die Errichtung von Holdingstrukturen im Ausland und die Fremdfinanzierung deutscher Unternehmen kann das steuerpflichtige Vermögen in Deutschland weiter reduziert werden. Zu bedenken ist, dass dadurch auch die Bemessungsgrundlage für die Einkommen- und Gewinnsteuern in Deutschland schrumpfen könnte.
In Bezug auf das Ziel, mittels der Wiederbelebung der Vermögensteuer ein höheres Maß an Verteilungsgerechtigkeit zu erreichen, wird zudem darauf hingewiesen, dass nicht erkennbar sei, dass die Erhebung der Vermögensteuer eine gleichmäßigere Vermögensverteilung bewirkt. Länder wie Norwegen, die Schweiz und Frankreich beispielsweise verfügen über Vermögensteuern, weisen aber eine gemessen am Gini-Koeffizienten ungleichere Vermögensverteilung auf als Deutschland.