IKT, heterogene Arbeitsnachfrage und qualifikatorische Lohnstruktur
IKT, heterogene Arbeitsnachfrage und qualifikatorische Lohnstruktur
In diesem Projekt wurden die Auswirkungen der fortschreitenden Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Tätigkeitszusammensetzung von Berufen und die daraus resultierende Veränderung in der qualifikationsspezifischen Arbeitsnachfrage untersucht. Ein weiterer Untersuchungsgegenstand waren die Veränderungen in der qualifikatorischen Lohnstruktur.</html>
Eine der Implikationen der Verschiebung der ökonomischen Aktivitäten hin zu wissensintensiven Tätigkeiten für den Arbeitsmarkt ist, dass sich die Anforderungen an die Fertigkeiten und Fähigkeiten der Beschäftigten stetig verändern. Dieses Merkmal der modernen Arbeitswelt lag im Zentrum der Analyse des ersten Schwerpunkts dieses Projektes. Zunächst wurde untersucht, wie sich durch die Veränderung der Tätigkeitszusammensetzung der Arbeitsplätze die Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten in Westdeutschland zwischen 1979 und 1999 verändert haben und welche Rolle Computertechnologien bei diesen Veränderungen spielen. Im Unterschied zu bisherigen Studien zum qualifikationsverzerrten technologischen Fortschritt, die indirekte Evidenz zum Zusammenhang zwischen Computertechnologien und der Nachfrage nach Arbeit lieferten, wurden in diesem Projekt die direkten Auswirkungen der Computernutzung auf die Qualifikationsanforderungen am Arbeitsplatz analysiert. Die Analyse öffnete somit die black box, die Studien in dieser Literatur typischerweise unberücksichtigt lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass Computertechnologien Beschäftigte in der Ausübung manueller und kognitiver Routinetätigkeiten substituieren, wohingegen sie komplementär sind zu analytischen und interaktiven Tätigkeiten. Die qualifikationsverzerrende Eigenschaft des technologischen Fortschritts ist somit darauf zurückzuführen, dass er die relative Bedeutung analytischer und interaktiver Tätigkeiten erhöht, bei deren Ausübung Beschäftigte mit höheren Bildungsabschlüssen einen komparativen Vorteil haben.
Der zweite Schwerpunkt dieses Projekts beschäftigte sich mit der qualifikatorischen Lohnstruktur. Die zunehmende Spreizung der Lohnverteilung in den meisten industrialisierten Ländern wird häufig dem qualifikationsverzerrten technologischen Fortschritt zugeschrieben. Die empirischen Ergebnisse hierzu sind jedoch sehr unterschiedlich. Viele Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die beobachtete positive Korrelation zwischen der Computernutzung und den Löhnen unbeobachtbarer Heterogenität zuzuschreiben sei. Die Analyse in diesem Projekt trägt zur Diskussion über die Lohneffekte der Computernutzung bei. Im Unterschied zu vorhergehenden Studien wurde die Computernutzung als treatment interpretiert. Dieses Vorgehen erlaubt die Schätzung von Teilnahmeeffekten. Die Vielzahl an Variablen im Datensatz begründet die Angemessenheit dieser Methode in der vorliegenden Analyse. Es wurden Ergebnisse für Spezifikationen ausgewiesen, die sowohl homogene als auch heterogene Teilnahmeeffekte zulassen. Insgesamt zeigte sich, dass Computernutzer sich in Bezug auf die Lohnhöhe besser stellen im Vergleich zur Situation, wenn sie nicht mit Computern arbeiten würden. Der Lohnaufschlag betrug 1998/99 etwa 8 Prozent in Westdeutschland.
In einer weiteren Analyse wurde diese Fragestellung um den Aspekt der organisatorischen Veränderungen erweitert. In den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass die Implementierung von Computertechnologien am Arbeitsplatz Hand in Hand mit entsprechenden organisatorischen Veränderungen gehen sollte um Effizienzgewinne zu erzielen. Zahlreiche Untersuchungen auf Unternehmensebene dokumentieren die Bedeutung organisatorischer Veränderungen im Zusammenhang mit der IKT-Nutzung. Dabei geht es in der Regel um organisatorische Maßnahmen mit dezentralisierendem Charakter wie zum Beispiel zunehmende Gruppenarbeit und eine Abflachung von Hierarchien sowie eine direkte Beteiligung der Beschäftigten am Entscheidungsprozess. Die Ergebnisse auf Basis von Individualdaten deuten darauf hin, dass Beschäftigte in Unternehmen, die organisatorische Änderungen durchgeführt haben, einen Lohnaufschlag erhalten.