Research Grants, Sources of Ideas and the Effects on Academic Research
ZEW Discussion Paper Nr. 12-048 // 2012Die Diskussion in Politik und Forschung über die Rolle und die Konsequenzen von Interaktionen zwischen Wissenschaft und Industrie resultierte in einer großen Zahl wissenschaftlicher Studien, die sich mit den verschiedenen Formen solcher Beziehungen auseinandersetzen. Die Bedeutung universitärer Forschung für industrielle Innovationen, beispielsweise durch die Anregung von Ideen für die Suche nach neuen Lösungsansätzen und bei der Bewältigung technologischer Herausforderungen, wurde dabei besonders herausgestellt. Wesentlich weniger Aufmerksamkeit wurde der Frage gewidmet, in wieweit wissenschaftliche Forschung aktiv Ideen aus der Interaktion mit der Industrie bezieht, welche die Ausrichtung der Forschung insgesamt beeinflussen könnten. Dabei ist es wahrscheinlich, dass eine enge Zusammenarbeit, beispielsweise in Form gemeinsamer Forschungsprojekte, Auftragsforschung und Beratung, einen bleibenden Einfluss auf beide involvierte Parteien hat. Die folgende Studie hat daher zum Ziel, diese Lücke in der Literatur zu schließen. Dafür werten wir im Folgenden Daten für verschiedene Lehrstühle in Ingenieur- und Naturwissenschaften in Deutschland aus. Dabei interessiert uns insbesondere die Beziehung zwischen Forschungsfinanzierung, Ideenquellen und Forschungsproduktivität. Aktuelle Studien legen nahe, dass eine direkte Beziehung zwischen finanzieller Forschungsförderung und Forschungsergebnissen in Form von Publikationen und Patenten besteht (z.B. Blumenthal et al. 1996; Geuna 1997; Manjarrés-Henríquez et al. 2008; Hottenrott and Thorwarth 2011; Banal-Estanol et al. 2012; Lawson 2012). Diese Ergebnisse lassen aber offen, durch welche Wirkungsmechanismen die beobachteten Zusammenhänge zustande kommen.
Im Folgenden untersuchen wir daher explizit, ob und in wie weit Forschungsfinanzierung in Form sogenannter Drittmittel die Faktoren beeinflusst, durch welche Universitätswissenschaftler ihre Forschungsideen generieren. Dabei unterscheiden wir zwischen traditionell-wissenschaftlichen, institutionellen und industriellen Faktoren. Darüber hinaus untersuchen wir den Einfluss dieser unterschiedlichen Ideenquellen auf die Forschungsproduktivität. Die Ergebnisse simultaner Gleichungsmodelle zeigen, dass Forschungsfinanzierung in der Tat mit der Generierung von Forschungsideen, welche die Ausrichtung und somit die Gestaltung der Forschungsagenda beeinflussen, in Verbindung steht. Je höher der Anteil der Drittmittel, die ein Lehrstuhls aus der Industrie bezieht, desto wahrscheinlicher, dass der Lehrstuhl auch Ideen aus der Industrie - insbesondere von großen Unternehmen - schöpft. Im zweiten Schritt, zeigen die Ergebnisse, dass die verschiedenen Ideenquellen unterschiedliche Wirkungen auf die Forschungsproduktivität haben. Lehrstühle, die Ideen von großen Unternehmen beziehen, publizieren weniger wissenschaftliche Aufsätze in den Folgejahren und erhalten weniger Zitationen pro Publikation. Für Ideen von kleinen und mittleren Unternehmen, finden wir keinen solchen Effekt. Im Gegenteil, es zeigt sich ein positiver Effekt auf die Anzahl der Patentanmeldungen auf denen der Lehrstuhlinhaber als Erfinder vermerkt ist, während sich wiederum Ideen von Großunternehmen in einer geringeren Anzahl an Patenten niederschlagen.
Hottenrott, Hanna und Cornelia Lawson (2012), Research Grants, Sources of Ideas and the Effects on Academic Research, ZEW Discussion Paper Nr. 12-048, Mannheim.