ZEW-Energiemarktbarometer - Sicherheit der Energieversorgung nimmt kurz- bis mittelfristig wieder zu
ForschungDie Sicherheit der Energieversorgung in der EU hat im Jahr 2015 wieder zugenommen, nachdem das Jahr 2014 durch Unsicherheiten aufgrund der Ukraine-Krise geprägt war. Das ist das Ergebnis des aktuellen Energiemarktbarometers des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), einer regelmäßigen Befragung von Energiemarkt-Experten zu ihrer Einschätzung der aktuellen Entwicklung der Versorgungssicherheit bei Energierohstoffen.
Rund zwei Drittel der Befragten konstatieren eine stabile Entwicklung der Sicherheit der Energieversorgung in der EU auf Sicht von zwölf Monaten. Der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung erwarten, ist im Vergleich zur Befragung 2014 von 16 Prozent auf sieben Prozent zurückgegangen.
Insbesondere die Einschätzungen zur Versorgungssicherheit beim Erdgas haben sich wieder verbessert: Im Jahr 2014 waren noch 55 Prozent der Befragten von einer rückläufigen Versorgungssicherheit ausgegangen. Auch für 2015 wurde damals die Sicherheit der Versorgung mit Erdgas eher stagnierend bis negativ erwartet. In der aktuellen Befragung zeigt sich nun ein positiveres Bild.
Rund ein Viertel der Befragten sehen eine Verbesserung, 62 Prozent eine unveränderte Situation und nur elf Prozent diagnostizieren eine Verschlechterung. Anscheinend sind zumindest kurzfristig die Unsicherheiten bezüglich der Gasversorgung durch Krisen und den Ukraine-Konflikt etwas in den Hintergrund getreten. Langfristig allerdings schrumpft der Anteil der Experten, die eine positive Entwicklung für die nächsten zehn Jahre vorhersehen seit 2012 kontinuierlich. In der aktuellen Befragung ist er auf 23 Prozent zurückgegangen. Der Anteil negativer Einschätzungen für die langfristigen Aussichten liegt derzeit bei 39 Prozent.
Was die Versorgungssicherheit beim Erdöl betrifft, hat sich der positive Trend aus dem vergangenen Jahr weiter verstärkt. So sehen nur noch drei Prozent der Befragten eine negative Entwicklung, während 41 Prozent eine Verbesserung erwarten. Diese Einschätzung wird durch die niedrigen Weltmarktpreise bestätigt. Aufgrund des großen Angebots ist kurzfristig nicht mit einer Verknappung bei Erdöl zu rechnen. Neben den bestehenden Erdöllieferanten und dem in Nordamerika fortschreitenden Fracking, bietet die Lockerung der Sanktionen gegenüber dem Iran eine weitere Möglichkeit der Diversifizierung der Lieferländer. Auf Sicht von zehn Jahren indessen nimmt für 45 Prozent der Experten die Versorgungssicherheit ab, 55 Prozent erwarten ein stagnierendes oder positives Niveau.
Die Sicherheit der Versorgung mit Strom hat in der Wahrnehmung der Befragten mit der Entscheidung zur Energiewende in Deutschland im Jahr 2011 zunächst einen Dämpfer erhalten. Seitdem scheinen sich die Einschätzungen wieder zu stabilisieren. Der Anteil derjenigen Experten, die eine sinkende Versorgungssicherheit bei Strom im Jahr 2015 sahen, liegt in der aktuellen Befragung bei 23 Prozent. 19 Prozent schätzen die Entwicklung dagegen positiv ein. Langfristig sieht rund ein Viertel die Entwicklung der Stromversorgungssicherheit positiv, ungefähr 40 Prozent erwarten eine Verschlechterung in den kommenden zehn Jahren.
Die erwartete Versorgungssicherheit im Bereich der Kohle bleibt im Vergleich zur vorangegangenen Befragung vor einem Jahr weitgehend gleich. Die Experten schätzen die Entwicklung stagnierend ein und erwarten dies auch langfristig.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die befragten Experten die Energieversorgungssicherheit in der EU auf Sicht der nächsten zehn Jahre mehrheitlich als stabil betrachten (62 Prozent der Antworten), mit einem leichten Übergewicht der Pessimisten (23 Prozent) im Vergleich zu den Optimisten (15 Prozent).
Zum ZEW Energiemarktbarometer
Das ZEW Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und
-dienstleistungsunternehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten sowie zu den Energiepreisen befragt.
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Philipp Massier, Telefon 0621/1235-332, E-Mail massier@zew.de