ZEW-Förderkreis vergibt erneut Wissenschaftspreise
Termine und NachrichtenDer ZEW-Förderkreis Wissenschaft und Praxis e.V. zeichnet auch 2020/21 herausragende wissenschaftliche Leistungen und wirtschaftspolitische Beratungsprojekte am ZEW aus. Beide Preise, jeweils mit 5.000 Euro dotiert, sind ein wichtiger Bestandteil des akademischen Jahres am Mannheimer Forschungsinstitut.
Der Preis für die beste wissenschaftliche Leistung am ZEW im Jahr 2020/21 geht an Dr. Guido Neidhöfer (ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“) und seinen Koautoren Giacomo Corneo. Ihre Studie „Income redistribution and self-selection of immigrants“ liefert wichtige Erkenntnisse, wie sich die Umverteilungssysteme des Ziellandes, etwa durch Steuern oder Sozialabgaben, auf die Migration von Fachkräften auswirkt. Grundlage der Studie ist ein Datensatz mit Angaben zu italienischen Migranten/-innen weltweit.
Die Ergebnisse belegen, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte bevorzugt in Länder mit niedrigeren Steuern migrieren und solche mit umfangreicher Einkommensumverteilung meiden. Niedrigqualifizierte wandern hingegen eher in Volkswirtschaften mit hohen Transferleistungen (wie Schutz vor Einkommensausfällen durch Arbeitslosigkeit). Gleichzeitig zeigen die Autoren, dass diese Effekte nicht stark genug ausfallen, um eine bedeutsame Auswanderungswelle von italienischen Hochqualifizierten auszulösen. Das prämierte Papier wurde in der Zeitschrift „Journal of Public Economics“ publiziert.
Mit dem Preis für das beste wirtschaftspolitische Beratungsprojekt am ZEW in 2020/21 wurde „KitaMatch“ ausgezeichnet. Das Projektteam, bestehend aus Prof. Dr. Thilo Klein, Tobias Riehm und Gian Caspari, PhD aus dem ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“, unterstützt von Sven Giegerich, Prof. Dr. Nicolas Fugger und Prof. Dr. Vitali Gretschko, entwickelte eine Open Source-Software, um die Kitaplatzvergabe in Deutschland neu zu gestalten. In Städten werden etwa die wenigen freien Kitaplätze weitgehend unkoordiniert vergeben. Das birgt Nachteile: lange Wartezeiten, wenig Planungssicherheit für Eltern und hoher Verwaltungsaufwand für das Kita-Personal. Um dieses Problem zu lösen, überführten die Preisträger ein Konzept aus der Matchingtheorie in die Praxis. Als Ergebnis entstand KitaMatch. Die Software bringt Interessen von Kitas und Eltern zusammen. Dabei werden die Plätze auf Basis eines Prioritätenkatalogs an verbindlichen Sozialkriterien der Kitas und der Ranglisten der Eltern, der für sie passenden Einrichtungen, zugeteilt. KitaMatch wird bereits seit 2019 erfolgreich in der Praxis umgesetzt. Die Software kann von Kitas genutzt und einfach an bestehende Verwaltungsplattformen angebunden werden. So wurden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen schon über 2.000 Kitaplätze erfolgreich vergeben.
Exzellente Forschungs- und Beratungstätigkeit am ZEW
Wie Migration und staatliche Umverteilung zusammenhängen, sei ein Thema, das die wirtschaftspolitische Debatte in der EU seit längerem beschäftigt, sagte ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD, zum Papier, welches den Preis für die beste wissenschaftliche Leistung erhält. Es sei erfreulich, dass sich die ausgezeichnete Arbeit damit beschäftigt. „Die Entwicklung der ersten Open Source-Software des ZEW ist darüber hinaus eine echte Errungenschaft. KitaMatch als bestes wirtschaftspolitisches Beratungsprojekt hilft, die Kitaplatzvergabe in Deutschland schneller, fairer und vor allem transparenter zu gestalten“, so der ZEW-Präsident.
Pandemiebedingt wird die feierliche Preisverleihung mit Laudatio auf das kommende Jahr verschoben. Der Vorsitzende des ZEW-Förderkreises, Dr. Georg Müller, betonte, dass beide Projekte große Resonanz erfahren hätten und dazu beitrügen, die Sichtbarkeit des ZEW auf der deutschen wie auch auf der europäischen Bühne zu stärken. „Die beiden Wissenschaftspreise zeichnen exzellente Forschungs- und Beratungstätigkeit aus“, so der Geschäftsführer des ZEW, Thomas Kohl. „Der Förderkreis würdigt mit den beiden Preisen bereits zum vierten Mal herausragende Arbeiten am ZEW, die wissenschaftlich exzellent sind, auf hohe Resonanz in Politik, Gesellschaft und Medien treffen und eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis schlagen.“