Silodenken überwinden und Innovationspotenziale heben

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Wirtschaftspolitik aus erster Hand zum EFI-Jahresgutachten 2023

Der Moderator Jan-Martin Wiarda und die ZEW-Ökonomin Prof. Dr. Irene Bertschek bei unserer Veranstaltungsreihe Wirtschaftspolitik aus Erster Hand zum EFI Jahresgutachten 2023.

In ihrem Jahresgutachten 2023 mahnt die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) an, dass es auch in der Forschungs- und Innovationspolitik einer Zeitenwende bedarf, um große gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen und die dafür notwendigen Transformationen wie Digitalisierung und Energiewende voranzutreiben. Dies erfordert eine Abkehr vom Silodenken und eine ressortübergreifende Kooperation.

Im Rahmen der ZEW-Veranstaltungsreihe „Wirtschaftspolitik aus erster Hand“ am 7. März 2023 diskutierten Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ am ZEW Mannheim und stellvertretende EFI-Kommissionsvorsitzende, sowie Dr. Anna Christmann, Beauftragte für die Digitale Wirtschaft und Start-ups des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, über die innovationspolitischen Ziele und Maßnahmen der Ampel-Parteien. Moderiert wurde die Diskussion von Jan-Martin Wiarda.

Deutschland braucht harmonisierten Datenschutz und weniger Bürokratie

„Wir brauchen eine über Bundesländer hinweg harmonisierte Auslegung des Datenschutzes, die Erkenntnisgewinn durch Forschung fördert und nicht verhindert“, betont Irene Bertschek gleich zu Beginn der Veranstaltung. Als Beispiel für Einschränkungen des Datenzugangs nennt sie die Entscheidung des Biotechnologieunternehmens BioNTech, die Sparte der Krebsforschung nach Großbritannien zu verlagern. „Zudem sollten Reallabore viel stärker genutzt werden, um Innovationen in zeitlich und räumlich begrenztem, aber realem Umfeld zu testen und daraus sowohl für die Weiterentwicklung innovativer Lösungen als auch des regulativen Rahmens zu lernen“, fügt Bertschek hinzu. Die Frage, wie in Deutschland auch im europäischen Vergleich der Transfer von der Forschung in die Anwendung besser gelingen kann, hält auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Anna Christmann für zentral. „Gerade durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Unternehmen entsteht eine starke Innovationslandschaft in Europa“, so Christmann. Sie sieht im europäischen Datengesetz eine Chance, um aufzuholen: „Der Data Act bietet ein hohes Potenzial für Innovationen, weil er die Verfügbarkeit von Daten verbessert.“

Verwertung von Ideen durch Technologiemärkte verbessern

Neben der aktuellen Forschungs- und Innovationspolitik in der Zeitenwende stellen Technologiemärkte ein Kernthema des diesjährigen EFI-Gutachtens dar. Irene Bertschek betont: „In Deutschland werden die Innovationspotenziale von Technologiemärkten im Vergleich zu anderen Ländern wenig genutzt.“ Deshalb sei es an der Zeit, die nutzerfreundliche Weiterentwicklung von Datenbanken der Patentämter voranzutreiben und damit einen Beitrag zum besseren Zusammenbringen (Matching) von Technologie-Anbietern und -Nachfragern zu ermöglichen. „Besonders kleine und mittlere Unternehmen benötigen bei Aktivitäten auf Technologiemärkten Unterstützung, da es ihnen oftmals schwerer fällt geeignete Technologien zu identifizieren und den Wert von IP-Rechten wie z.B. Patenten einzuschätzen. Deswegen sollten niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote ausgeweitet und Standardverträge etabliert werden“, fordert Bertschek. Christmann ergänzt: Für einen besseren Technologietransfer sei es wichtig, dass „die geplante Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) den Austausch zwischen Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft insbesondere auf regionaler Ebene stärkt.“ Bei all den geplanten innovationspolitischen Maßnahmen der Ampelkoalition sei es nun wichtig, Prioritäten zu setzen und möglichst schnell mit der Umsetzung von Projekten zu starten, so ZEW-Ökonomin Irene Bertschek.

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