Trübe Aussichten
Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-ZeitungKonjunkturexperten/-innen senken BIP-Prognose für Deutschland und Eurogebiet
Die Expertinnen und Experten für Konjunktur blicken erneut mit weniger Zuversicht auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft und schrauben ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr nach unten. Ähnlich soll sich auch die Wirtschaft des Eurogebiets etwas schlechter entwickeln als noch im Vormonat angenommen. Erfreuliche Nachrichten gibt es zumindest an der Preisfront: Die Inflation schwächt sich deutlich ab. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.
Die Quartalswachstumszahlen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands werden wie schon im September mit minus 0,3 Prozent für das erste Quartal und 0 Prozent für das zweite Quartal angegeben. Die Prognosen der Expertinnen und Experten sind hingegen etwas pessimistischer als noch im Vormonat. Sie prognostizieren für das Jahr 2023 aktuell einen Rückgang des realen BIP Deutschlands in Höhe von 0,4 Prozent (-0,1 Prozentpunkte gegenüber September) und für das Jahr 2024 einen Anstieg in Höhe von 0,9 Prozent (-0,3 Prozentpunkte).
Weniger Zuversicht auch für Eurozone
Die Quartalswachstumszahlen für das Eurogebiet sind ebenfalls unverändert und werden mit minus 0,1 Prozent im ersten Quartal und 0,3 Prozent im zweiten Quartal angegeben. Somit ist das Wirtschaftswachstum in der Eurozone weiterhin geringfügig höher als in Deutschland. Analog zu den Prognosen für Deutschland sind auch die Wachstumserwartungen für die Eurozone etwas pessimistischer als noch im September. Während die Expertinnen und Experten ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2023 um 0,2 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent nach unten revidieren, wird die Wachstumsprognose für das Jahr 2024 um 0,3 Prozentpunkte auf mittlerweile 1,0 Prozent angepasst.
Im Vergleich der BIP-Prognosen für Deutschland und das Eurogebiet lässt sich festhalten, dass Deutschland im Jahr 2023 weiter hinter den Rest der Eurozone zurückfallen wird. Die für das Jahr 2024 prognostizierte Erholung wird hingegen laut der Expertinnen und Experten für Deutschland und das Eurogebiet sehr ähnlich ausfallen.
Inflation lässt deutlich nach
Sowohl für Deutschland als auch für das Eurogebiet sind spürbare Rückgänge in den Inflationsraten gegenüber dem Vormonat zu beobachten. Im September lagen die Inflationsraten bei 4,5 Prozent für Deutschland und 4,3 Prozent für das Eurogebiet. Auf Sicht des gesamten Jahres werden weiterhin Inflationsraten in Höhe von 6,0 (Deutschland) bzw. 5,5 Prozent (Eurogebiet) erwartet. Die prognostizierten Inflationsraten für das Jahr 2024 werden von den Expertinnen und Experten mit 2,6 Prozent (Deutschland) bzw. 2,7 Prozent (Eurogebiet) angegeben und somit jeweils um 0,1 Prozentpunkte gegenüber den Erwartungen aus dem September nach unten revidiert. Die erwarteten Unterschiede sind somit minimal und deuten auf eine langfristige Rückkehr der Teuerungsraten in Richtung des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank (EZB) hin.
Kaum Zeichen von geldpolitischer Entspannung
Die geldpolitischen Erwartungen sind gegenüber September relativ stabil geblieben. Eine Ausnahme ist die um 0,2 Prozentpunkte nach unten revidierte Erwartung an die kurzfristigen Zinsen im Jahr 2023. Es gibt somit kaum Zeichen dafür, dass die Expertinnen und Experten von einer kurz- bis mittelfristigen Entspannung bei der Geldpolitik ausgehen.
Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung
In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.
Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.