Kriminalität steigt durch Geflüchtete kaum
ForschungZEW-Studie zu den Auswirkungen von Geflüchteten auf die Kriminalitätsrate
Nach der großen Fluchtmigration nach Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 wurden Geflüchtete nach einer kurzen Willkommensphase im öffentlichen Diskurs und in den Medien immer häufiger mit Kriminalität in Verbindung gebracht. Ob die Kriminalitätsraten in den Landkreisen, auf die die Geflüchteten verteilt wurden, tatsächlich stiegen, untersuchten Wissenschaftler/innen vom ZEW Mannheim mithilfe eines jährlichen Panels. Die Studie zeigt: zwar steigen die Kriminalitätsraten, aber nur leicht und mit einiger Verzögerung.
„Aufgrund der Tatsache, dass junge Männer aller Nationen krimineller sind als ältere Männer und Frauen, hätten wir eine deutliche Zunahme der Kriminalität erwartet. Allerdings zeigen unsere Daten im Ankunftsjahr 2015 gar keine gestiegenen Kriminalitätsraten. Erst im Jahr 2016 stiegen sie an. Jedoch nicht so, wie wir es aufgrund der demografischen Merkmale und früherer Studien erwartet hätten“, fasst Ko-Autor Dr. Martin Lange, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „IMES – Integration von Migranten/-innen und Einstellungen zum Sozialstaat“ vom ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ die Ergebnisse zusammen.
Als Grund für dieses Ergebnis nennt Martin Lange vor allem zwei Dinge: „Ein Grund für die vergleichsweise geringe Zunahme kann an den Sozialleistungen liegen, die in Deutschland höher sind als in anderen Ländern. Zudem können Geflüchtete häufig nicht in ihre Herkunftsländer zurückkehren, was den Druck erhöht, sich zu integrieren.“
Datengrundlage
Die Analyse basiert auf einem jährlichen Panel von knapp 400 Landkreisen und kreisfreien Städten mit durchschnittlich 200.000 Einwohnern. Die Analyse deckt den Zeitraum 2013 bis 2018 ab und kombiniert neuartige Datensätze zu Geflüchteten und zur Verteilungspolitik in Deutschland mit der amtlichen Kriminalstatistik zu Eigentumsdelikten, Gewaltverbrechen, Drogendelikten und Straßenkriminalität.