Rente mit 60 senkt Arbeitslosigkeit kaum
ForschungGutachten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zu Beschäftigungseffekten von Frühverrentung. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, hat die Kosten und die Beschäftigungseffekte einer "Rente mit 60" untersucht. Der Finanzbedarf für einen gesamtwirtschaftlichen Tariffonds beträgt etwa 60 Milliarden DM. Die Beschäftigungseffekte sind dagegen gering. Es werden nur 10 000 bis 50 000 Stellen insgesamt über einen Zeitraum von 10 Jahren für Arbeitssuchende frei.
Von den etwa 2,5 Millonen Beschäftigten der Altersgruppen 56 bis 63 Jahre, die bei einem sofortigen Beginn und einer fünfjährigen Laufzeit zu den Begünstigten einer solchen Regelung gehörten, würden nach Schätzungen des ZEW insgesamt 750 000 Personen einen Tariffonds in Anspruch nehmen. Die restlichen Arbeitnehmer erfüllen entweder nicht die Voraussetzung der langjährigen Versicherung, das heißt sie haben keine 35 Wartejahre in der Rentenversicherung, oder sie haben voraussichtlich kein Interesse an einem vorzeitigen Ruhestand. Ermittelt wurden die Zahlen auf der Grundlage von Daten des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger.
Im Durchschnitt liegen die Kosten je vorzeitig in Rente gehenden Beschäftigten bei etwa 80 000 DM. Bei 750 000 betroffenen Beschäftigten ergibt sich ein Finanzbedarf von 60 bis 87 Milliarden DM. Das entspricht 0,8 bis 1,16% der Bruttolohn- und Gehaltssumme. Die Beschäftigungseffekte hängen wesentlich von der Wiederbesetzung der frei gewordenen Arbeitsplätze ab. Die Wiederbesetzungsquote von Stellen, die durch einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben frei werden, liegt nach Schätzungen des ZEW bei 10 bis 20%. Von den etwa 140 000 Stellen, die jährlich durch das Vorziehen einer Rente um mindestens drei Jahre frei werden, werden also nur etwa 14 000 bis 28 000 Stellen im Laufe eines Jahres wiederbesetzt.
Durch die anteilige Finanzierung des Tariffonds werden die Unternehmen zusätzlich mit Kosten belastet. Steigende Lohnkosten führen aber in der Regel zu einem Beschäftigungsverlust. Durch das vorzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben entstehen zusätzlich freie Stellen für Arbeitssuchende, aber es erfolgt auch ein Stellenabbau aufgrund der Kosten, die aus der Finanzierung eines Tariffonds resultieren. Per Saldo werden über einen Zeitraum von 10 Jahren im Durchschnitt nur 10 000 bis 50 000 Stellen wiederbesetzt.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Viktor Steiner, E-Mail: steiner@zew.de