Kleine und mittlere Unternehmen: Abnehmende Innovationsbudgets behindern Kostenabbau

Forschung

Im Gegensatz zu Großunternehmen geben kleine und mittlere Unternehmen (kmU) immer weniger für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sowie die Durchführung von Rationalisierungsmaßnahmen aus. So fielen in der Industrie die Innovationsaufwendungen der kmU nach einem kräftigen Wachstum im Jahr 1998 zuletzt wieder zurück, und in den Dienstleistungssektoren stagnieren die Innovationsaufwendungen der kmU seit Mitte der 1990er Jahre.

Großunternehmen hingegen erhöhten bis Ende der 1990er Jahre beständig ihre Innovationsbudgets, und große Industrieunternehmen investierten noch bis 2001 vermehrt in Innovationen. Die rückläufigen Innovationsaufwendungen der kmU haben Folgen. Sie führen dazu, dass kmU - mit 95 Prozent (Industrie) bis 99 Prozent (distributive Dienstleistungen) aller Innovatoren ein zentraler Bestandteil des deutschen Innovationssystems - im Gegensatz zu Großunternehmen immer weniger Kosten einsparen können und so an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Dies ist ein Ergebnis der Innovationserhebung 2002, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt hat.

Eine Trendwende scheint nicht in Sicht. Im Vergleich zum ohnehin recht niedrigen Niveau im Jahr 2001 erwarten die kmU sowohl in der Industrie als auch in den Dienstleistungssektoren weiter rückläufige Innovationsbudgets bis zum Jahr 2003. So gehen kmU in den unternehmensnahen Dienstleistungen davon aus, dass die Innovationsaufwendungen im Jahr 2003 um rund zehn Prozent unter dem Wert von 2001 liegen werden. KmU in der Industrie erwarten ein Minus von 15 Prozent, kmU in den distributiven Dienstleistungen sogar ein Minus von 20 Prozent. Großunternehmen planen dagegen, ihre Innovationsaufwendungen um acht Prozent (Industrie, distributive Dienstleistungen) beziehungsweise 15 Prozent (unternehmensnahe Dienstleistungen) anzuheben.

Die geringere Kostenersparnis bei kmU ist auf den deutlichen Rückgang bei den Prozessinnovationen zurückzuführen. So haben kmU in der Industrie in den vergangenen fünf Jahren fortlaufend weniger Kosten aufgrund von Verfahrensverbesserungen eingespart. Während der Anteil der Kostenreduktion 1996 noch 4,7 Prozent betrug, lag er 2001 nur noch bei lediglich 2,2 Prozent. Auch bei den unternehmensnahen Dienstleistern sind die Rationalisierungserfolge seit 1997 von 4,3 Prozent auf 2,5 Prozent zurückgegangen. Bei den distributiven Dienstleistern stagnieren die Kostensenkungen durch Prozessinnovationen bei etwa einem Prozent.

Bei Produktinnovationen hat sich der Innovationserfolg der kmU aus der Industrie dagegen nicht verringert. Mit einem Umsatzanteil mit für die Konkurrenz völlig neuen Produkten oder Dienstleistungen von 5,7 Prozent erreichten die Unternehmen die Spitzenwerte der Jahre 1998 und 1999. Der Abstand zu den Großunternehmen ist dennoch beträchtlich: Diese erzielten 2001 knapp zehn Prozent ihres Umsatzes mit Marktneuheiten. Auch bei den unternehmensnahen Dienstleistern ist der deutliche Abstand zu den Großunternehmen unverändert. In diesem Sektor steht 2001 dem Umsatzanteil mit Marktneuheiten der kmU von gut vier Prozent ein Wert von 9,5 Prozent der Großunternehmen gegenüber. Lediglich bei den distributiven Dienstleistern schneiden die kmU besser ab als die Großunternehmen (knapp vier Prozent gegenüber drei Prozent).

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Dr. Christian Rammer, Telefon: 0621/1235-184, E-Mail: rammer@zew.de