ZEW zeichnet Nachwuchswissenschaftler der Universität Zürich aus
AuszeichnungenDas Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, hat zum 20. Mal den Heinz König Young Scholar Award vergeben. In diesem Jahr geht der Forschungspreis an Michael Stiefel von der Universität Zürich. Das ZEW würdigt mit dieser Auszeichnung die Untersuchung des Doktoranden zur Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Vertrauensgewinnung für Staatsanleihen hochverschuldeter EU-Länder während der Staatsschuldenkrise im Jahr 2012. Mit seiner Arbeit leistet Michael Stiefel einen wichtigen Beitrag zur Forschung über Vertrauensbildung am europäischen Finanzmarkt in Krisenzeiten.
Der jährlich vom ZEW verliehene Heinz König Young Scholar Award ist mit 5.000 Euro dotiert und beinhaltet zusätzlich das Angebot eines mehrmonatigen Forschungsaufenthalts am ZEW. Der Forschungspreis wurde in diesem Jahr von der HIMA Paul Hildebrandt GmbH gestiftet. Steffen Philipp, Geschäftsführender Gesellschafter und Eigner von HIMA, beglückwünscht den Preisträger: „Es ist für mich sowie meine Kolleginnen und Kollegen im ZEW-Förderkreis Wissenschaft und Praxis eine besondere Freude, junge, vielversprechende Forschende, die sich mit Problemen von solch hoher Relevanz für das Wirtschaftsleben auseinandersetzen, zu fördern.“
Die prämierte Arbeit untersucht die akute Phase der Staatsschuldenkrise im Jahr 2012 und geht der Frage nach, wie Verlautbarungen und Marktinterventionen der EZB den Glauben über die zukünftige Marktentwicklung beeinflussen. Dabei wird mithilfe öffentlicher Kommunikation über die EZB-Aktivitäten der Prozess der Vertrauensbildung nachgezeichnet und mit den erwarteten Renditen von Staatsanleihen der fünf Euro-Staaten Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien in Verbindung gesetzt.
Zentralbank-Politik steuert Vertrauensbildung am Markt
Zur Beantwortung ihrer Forschungsfragen verwenden Michael Stiefel und sein Co-Autor kurze Kommentare (Tweets), die über die Social-Media-Plattform Twitter veröffentlicht wurden. Zur Analyse der einzelnen Tweets nutzen sie moderne „Machine Learning“-Methoden. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sowohl das „Outright Monetary Transactions“-Programm der EZB als auch die „What ever it takes“-Rede von EZB-Präsident Mario Draghi im Juli 2012 das Vertrauen der Marktteilnehmenden in eine Intervention der Zentralbank erhöht hat. Auch belegt die Arbeit, dass die Risikoaufschläge auf portugiesische, italienische, irische, griechische und spanische Staatsanleihen mit dem Vertrauen in die Interventionsbereitschaft der EZB zusammenspielen: Je mehr Vertrauen vorhanden ist, desto geringer fallen die Aufschläge aus.
„Die Arbeit von Michael Stiefel sticht heraus, weil er sich mit einer politisch hoch relevanten Fragestellung beschäftigt und einen innovativen Zugang zur Abbildung des Vertrauensbildungsprozesses anwendet“, erklärt Dr. Georg Licht, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik", die Entscheidung der Jury.
Über den Heinz König Young Scholar Award
Der Heinz König Young Scholar Award ist nach dem im Jahre 2002 verstorbenen Gründungsdirektor des ZEW, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz König, benannt und würdigt hervorragende empirische Arbeiten junger Wirtschaftswissenschaftler/innen. Das ZEW will mit dem Preis der Vielzahl an Auszeichnungen für arrivierte Forscher/innen keine weitere hinzufügen, sondern – ganz im Sinne von Heinz König – der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses den Vorzug geben.
Der Heinz König Young Scholar Award 2018 wurde während des 20. ZEW Summer Workshops für junge Ökonomen verliehen. Der Workshop befasste sich in diesem Jahr mit der Nutzung von internetbasierten Daten und modernen Ansätzen wie „Machine Learning“ für ökonomische Analysen. Ziel des ZEW Summer Workshops ist es, den wirtschaftswissenschaftlichen Nachwuchs zu qualifizieren. In diesem Jahr wurden aus einer Vielzahl an Bewerbungen 21 Wissenschaftler/innen ausgewählt, um während des Summer Workshops ihre Forschungsarbeiten mit anderen Nachwuchswissenschaftlern/-innen und renommierten Forschern/-innen zu diskutieren.
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Dr. Georg Licht, Telefon 0621/1235-177, E-Mail georg.licht@zew.de