Ehrenamtliche tragen zur Integration von Geflüchteten bei

Forschung

Rolle der Zivilgesellschaft bei der Integration

Geflüchtete kommen häufiger in Kontakt mit Deutschen und verfügen über bessere Sprachkenntnisse, wenn sie in einem Landkreis mit aktiven Ehrenamtsgruppen leben.

Die deutsche Zivilgesellschaft hat nach dem Herbst 2015 bei der Integration von Geflüchteten eine wichtige Rolle gespielt. In Landkreisen, wo aktive Ehrenamtsgruppen existierten, kamen Geflüchtete häufiger in Kontakt mit Deutschen, verfügen über bessere Deutschkenntnisse und berichten über eine höhere Lebenszufriedenheit. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Analyse des ZEW Mannheim.

Frauen und Geflüchtete mit niedrigem Bildungsstand profitieren der Studie zufolge besonders stark von ehrenamtlichen Strukturen vor Ort. „Frauen und Menschen ohne Schulabschluss gehören zu jenen Gruppen, die sich im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer tun. Nach ihrer Flucht sind diese besonders auf ein funktionierendes Hilfsnetzwerk vor Ort angewiesen“, erklärt Paul Berbée, Studienautor und Wissenschaftler in einer ZEW-Forschungsgruppe zur Integration von Migranten/-innen.

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ZEW-Kurzexpertise „Wir schaffen das! Zivilgesellschaftliches Engagement und die soziale Integration von Geflüchteten“

Hochqualifizierte Geflüchtete finden mithilfe der Ehrenamtlichen besserbezahlte Jobs

Geflüchtete mit Hochschulabschluss hingegen finden dort, wo es viel Unterstützung von Ehrenamtlichen gibt, im Durchschnitt besser bezahlte Arbeitsstellen. „Darüber hinaus können wir allerdings keinen Zusammenhang zwischen Flüchtlingshilfe und Arbeitsmarkterfolg feststellen“, sagt ZEW-Ökonom Berbée. „Dies könnte unter anderem daran liegen, dass Geflüchtete sich zunächst auf den Spracherwerb konzentrieren und Arbeitsmarkteffekte erst nach drei bis vier Jahren sichtbar werden.“ Außerdem hänge der Erfolg bei der Stellensuche vermutlich stärker vom regionalen Arbeitsmarkt ab als von ehrenamtlichem Engagement.

Neben der Vermittlung von Jobs oder Sprachkompetenzen ist ein aktives Vereinswesen auch mit einer stärkeren Unterstützung bei der Wohnungssuche und der Sicherung der finanziellen Situation verbunden. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Geflüchtete über den Kontakt zu Einheimischen besseren Zugang zu sozialstaatlichen Leistungen erhalten“, sagt Berbée. Ehrenamtliches Engagement und öffentliche Hilfsangebote ergänzten sich also gegenseitig.

Zivilgesellschaftliches Engagement nahm nach 2015 zu

Zum letztmaligen Höhepunkt der Fluchtmigration im Herbst 2015 hatten – verbunden mit dem Begriff „Willkommenskultur“ – zahlreiche Vereine und andere bestehende Ehrenamtsgruppen die ankommenden Menschen unterstützt. Außerdem gründeten sich viele neue Initiativen. So zählt der repräsentative Ziviz-Survey für das Jahr 2016 etwa 90.000 zivilgesellschaftliche Organisationen in der Flüchtlingshilfe, die rund 15 Prozent der gesamten Zivilgesellschaft ausmachen. Schätzungen zufolge engagierten sich drei bis vier Jahre nach 2015 immer noch drei bis sechs Millionen Menschen in diesem Bereich. Die Ehrenamtlichen unterstützen mit einer großen Bandbreite von Aktivitäten, die von gemeinsamen Freizeitangeboten und Sprachunterricht über Beratung in Alltagsfragen und Begleitung bei Behördengängen bis hin zu Unterstützung bei Bewerbungen und Jobsuche reicht. Die Neugründung der Hilfsvereine verwendete das ZEW-Wissenschaftsteam als Indikator für aktive Unterstützung für Geflüchtete. Der Zusammenhang zwischen Vereinsgründung am Wohnort und das tatsächliche Engagement für Geflüchtete erwies sich dabei als statistisch signifikant.

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