Optimal Tax Progressivity in Unionised Labour Markets: What are the Driving Forces?
ZEW Discussion Paper Nr. 09-065 // 2009In der wirtschaftspolitischen Diskussion wird die Progressivität der Einkommensteuer vor allem als ein Instrument der Umverteilung gesehen. Je höher die Progression, desto mehr Umverteilung von Reich zu Arm. Ein hoher Grad der Steuerprogression bedeutet jedoch auch eine hohe marginale Belastung für Bezieher hoher Einkommen. Dies führt zu Verzerrungen des Arbeitsangebots in dieser Gruppe, und in der Konsequenz zu einem geringeren Umverteilungsvolumen. Bei nicht-wettbewerblicher Lohnbildung kommt noch ein weiterer Effekt ins Spiel. Eine höhere Steuerprogression hat dann auch in der Effizienzdimension positive Wirkungen, da sie dämpfend auf die Lohnforderungen wirkt und zu niedrigeren Lohnabschlüssen führt. Dies wirkt den Verzerrungen des Arbeitsangebots entgegen und schafft das Potential eines gleichzeitigen Gewinns in sowohl der Effizienz- als auch der Verteilungsdimension. In diesem Papier untersuche ich mit Hilfe eines numerischen Modells, ob dieses Potential für tatsächliche Volkswirtschaften relevant ist. Das Modell beinhaltet kollektive Lohnverhandlungen und flexibles Arbeitsangebot, so dass beide abzuwägende Seiten erfasst sind. Es wird mit Hilfe makroökonomischer und institutioneller Parameter großer OECD-Volkswirtschaften kalibriert, so dass der optimale Grad der Steuerprogression numerisch bestimmt werden kann. Das wichtigste Ergebnis der Simulationsrechnungen ist, dass sowohl im ECD Durchschnitt als auch für die meisten individuellen Länder die optimale Progression deutlich unter der tatsächlichen liegt. Auf der Länder-Ebene ist das Bild allerdings nicht einheitlich: In einigen Ländern liegt die optimale auch über der tatsächlichen Progression. Die Unterschiede zwischen den Ländern können auf Unterschiede in den Ausgangsbedingungen zurückgeführt werden. Dabei ist der Effekt der bestehenden Arbeitslosigkeit besonder stark. Je höher die Arbeitslosigkeit, desto höher die optimale Steuerprogression. Ein zweiter wichtiger Einflussfaktor ist das allgemeine Steuerniveau. Ein hohes Steuerniveau führt zu einer niedrigen optimalen Progression. Schließlich spielt auch das Ausgangsniveau der Steuerprogression eine Rolle. Es beeinflusst die optimale Progression durch die Interaktion mit den Arbeitsangebotselastizitäten in der Kalibrierung des Modells.
Boeters, Stefan (2009), Optimal Tax Progressivity in Unionised Labour Markets: What are the Driving Forces?, ZEW Discussion Paper Nr. 09-065, Mannheim.