Words Speak Louder Than Actions: The Impact of Politics on Economic Performance
ZEW Discussion Paper Nr. 10-092 // 2010In diesem Papier wird ein neuartiger Ansatz zur Untersuchung des Einflusses von politischen Präferenzen auf die wirtschaftliche Entwicklung vorgestellt. Wir leiten diese Politikpräferenzen, welche die ideologische Ausrichtung wie auch einzelne politische Dimensionen umfassen, aus der Inhaltsanalyse von Parteiprogrammen ab. Es werden Daten vom Comparative Manifesto Project (CMP) herangezogen, welches ein großangelegtes politikwissenschaftliches Projekt darstellt, das die Texte von tausenden Wahlprogrammen gesammelt hat. Diese sind entsprechend der Häufigkeit der Nennung von Sätzen in Bezug auf 56 verschiedene Politikbereiche erfasst, die sowohl ökonomische als auch nicht-ökonomische Themen umfassen und in der verwandten politikwissenschaftlichen Literatur als Proxys für die Parteipräferenzen angesehen werden. Basierend auf diesen Daten ist es möglich, Indices für die allgemeine Links-rechts-Position wie auch für bestimmte Politikbereiche zu berechnen, welche die politischen Präferenzen der Parteien bzw. des Gesetzgebers darstellen. Im empirischen Teil wird das Wachstum des Pro-Kopf-BIP in einem Panel von 23 OECDL ändern für den Zeitraum 1971-2004 untersucht. Es wird eine Reihe von Modellen geschätzt, welche die typischen Kontrollvariablen enthalten; zudem kontrollieren fixe Effekte für zeitinvariante länderspezifische Einflüsse. Am Anfang folgen wir dem in der politökonomischen Literatur üblichen Ansatz und verwenden Dummyvariablen für die Differenzierung von linken und rechten Regierungen. Jedoch lässt sich auf dieser Basis kein signifikanter Einfluss der Ideologievariable nachweisen. Demnach übt politische Ideologie, sofern diese lediglich an Hand der groben Unterscheidung von linken und rechten Regierungen definiert wird, keinen nachweisbaren Effekt auf die Wachstumsraten aus. Anschließend werden Untersuchungen auf der Basis von sieben Indices durchgeführt, welche die politischen Präferenzen in Bezug auf spezifische Politikfelder erfassen. Diese Indikatoren werden erst individuell in unserem empirischen Modell getestet, danach zusammen in einem "Model Averaging" Ansatz, der "Weighted Averaged Least Squares" (WALS) Methode. Ein starker und robuster negativer Effekt kann für solche Parteien nachgewiesen werden, die positiv gegenüber Eingriffen in das Marktgeschehen eingestellt sind, wohingegen ein positiver Einfluss für Parteien gefunden werden kann, die Anreize für Unternehmen anstreben oder Technologie und Infrastruktur propagieren. Auch für wohlfahrtsstaatliche Politiken wird in den klassischen Schätzungen ein signifikanter negativer Effekt gefunden, diese zeigen aber in der WALS-Analyse einen deutlich geringeren Einfluss. Diese Ergebnisse sind robust gegenüber einer Vielzahl weiterer Änderungen der Spezifikation. Die Berücksichtigung der programmatischen Profile von Parteien lässt uns demnach einen Wachstumseffekt für verschiedene Politikbereiche identifizieren. Dieser Befund unterstreicht die Bedeutung der Wahl des richtigen Ideologiemaßes bei der Untersuchung des Effekts politischer Ideologie auf ökonomische Auswirkungen.
Osterloh, Steffen (2010), Words Speak Louder Than Actions: The Impact of Politics on Economic Performance, ZEW Discussion Paper Nr. 10-092, Mannheim.