Consumer Welfare and Unobserved Heterogeneity in Discrete Choice Models: The Value of Alpine Road Tunnels
ZEW Discussion Paper Nr. 10-095 // 2010Die Alpen stellen europäische Transportplaner vor große Herausforderungen. Dieses Nadelöhr zu überkommen ist nur über umständliche Alpenpässe möglich, oder durch Strassen- und Eisenbahntunnels, die teuer zu betreiben und nur anhand sehr grosser Investitionen zu bauen sind. Im Mittelpunkt vieler Diskussionen steht seit geraumer Zeit die Sicherheit des Strassengüterverkehrs und Politikmassnahmen die zu ihrer Verbesserung beitragen. Im Vordergrund steht meist die Förderung des Wechsels des Gütertransitverkehrs von der Strasse auf die Schiene. Insbesondere zwischen Italien und Frankreich findet dieser Wechsel jedoch nach wie vor nur begrenzt statt. Gleichzeitig kosteten wiederholte schwere Unfälle in den grossen Alpentunnels - Mont Blanc (1999), Tauern (1999), Gotthard (2001), Fréjus (2005) - zahlreiche Menschenleben und führten zu substantiellen Schliessungen einzelner Tunnels. Der Mont-Blanc Tunnel blieb nach dem Unfall für 3 Jahre geschlossen. In dieser Studie untersuchen wir die jährlichen Wohlfahrtsverluste einer solchen Schliessung. Dabei berücksichtigen wir insbesondere die Modellierung unbeobachtbarer Heterogenität in einem Modell der transalpinen Routenwahl von Güterlastkraftwagen. Letztere können sich aus verschiedenen Gründen in ihrer Preis- und Zeitkostensensitivität unterscheiden. Zum Einen spielen Art und Gewicht der transportierten Ladung eine Rolle. Hierbei handelt es sich um beobachtbare Heterogenität, für die leicht kontrolliert werden kann. Zum Anderen ist anzunehmen, dass sich Transporte auch durch spezielle logistische sowie routenplanerische Eigenheiten oder auch persönliche Präferenzen einzelner LKW-Fahrer unterscheiden. Diese Merkmale sind für uns nicht beobachtbar. Die Modellierung solch unbeobachtbarer Heterogenität war und ist in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur von zentraler Bedeutung. Dagegen wurden bisher die Konsequenzen verschiedener Ansätze bezüglich politik-relevanter Masse, wie die Konsumentenrente, kaum thematisiert. Der Beitrag dieser Studie ist die Anwendung eines kürzlich vorgeschlagenen nichtparametrischen Schätzers unbeobachtbarer Heterogenität im Rahmen des random coefficient logit Modells und der Vergleich der implizierten Konsumentenrenteschätzungen mit solchen, die auf gängigen parametrischen Methoden basieren. Des Weiteren quantifizieren wir die direkten jährlichen Wohlfahrtsverluste einer Schliessung des Mont-Blanc Tunnels für den Strassengüterverkehr. Hierfür verwenden wir einen umfassenden Datensatz individueller Routenentscheidungen aus der Cross-Alpine Freight Transport Erhebung im Jahr 2004. Wir finden ökonomisch signifikante Unterschiede zwischen Wohlfahrtsschätzungen, die auf unterschiedlichen parametrischen Annahmen über unbeobachtbare Heterogenität basieren. Der jährliche Verlust an Konsumentenrente durch eine Schliessung des Mont-Blanc Tunnels, der durch unsere nicht-parametrischen Schätzungen vorhergesagt wird, ist deutlich höher als die aus parametrischen Schätzungen folgenden Ergebnisse. Während aus ersteren jährliche Verluste von €5.39 bis €7.09 Millionen resultieren, ergeben die Schätzungen aus dem parametrischen random coeffcients logit Modell Verluste von €2.97 bis €3.62 Millionen.
Cerquera, Daniel und Hannes Ullrich (2010), Consumer Welfare and Unobserved Heterogeneity in Discrete Choice Models: The Value of Alpine Road Tunnels, ZEW Discussion Paper Nr. 10-095, Mannheim.