Can Regional Transfers Buy Public Support? Evidence from EU Structural Policy
ZEW Discussion Paper Nr. 11-011 // 2011In der theoretischen Literatur findet sich häufig die Erkenntnis, dass höhere Ebenen in einem föderalen System Anreize aufweisen, regionale Transfers strategisch zu verteilen, um so die Meinung der Wähler zu beeinussen. Dieses setzt voraus, dass die Bürger in den begünstigten Regionen diese beabsichtigte Begünstigung wahrnehmen und den Wohltäter" dafür belohnen. In diesem Papier wird die in der empirischen Literatur bisher kaum beachtete Reaktion der Bürger untersucht. Im besonderen konzentriert es sich auf die Regionalpolitik der Europäischen Union (EU) als einen Spezialfall einer umfangreichen regionalen Transferpolitik mit regional konzentrierter Begünstigung. In diesem Politikfeld treten die europäischen Institutionen, insbesondere die Kommission, als Wohltäter auf und verfolgen augenscheinlich auch das Ziel, die öffentliche Meinung zur europäischen Integration zu verbessern. Der Effekt dieser Transfers auf die öffentliche Einstellung zur EU wird untersucht, indem ein umfangreicher Datensatz bestehend aus den regionalen Allokationen von Strukturfondsmitteln mit Meinungsumfragedaten verbunden wird. Im empirischen Teil wird gezeigt, dass die Regionaltransfers einen beträchtlichen positiven Einuss auf die öffentliche Meinung ausüben. Eine Erhöhung der Pro-Kopf-Transfers um 100 Euro erhöht dieWahrscheinlichkeit einer positiven Einstellung zur EU um etwa 5-15%. Zudem ist dieses Papier erstmals in der Lage, die Kausalkette von Regionaltransfers zur öffentlichen Meinung detaillierter zu untersuchen. Insbesondere wird auf die Bedeutung der individuellen Wahrnehmung der Begünstigung abgezielt. Es wird gefunden, dass die Wahrnehmung des Einzelnen, dass er von Transfers begünstigt wird, von einer Reihe weiterer sozioökonomischer Charakteristika abhängt. Insbesondere spielt Bildung eine große Rolle, da die Wahrnehmung von höhergebildeten Bürgern stäarker auf die Höhe der Regionaltransfers reagiert als die von geringer gebildeten. Weiterhin schlägt sich die Wahrnehmung der Begünstigung generell in einer höheren Zustimmung zur EU nieder. Informierte Bürger weisen eine um 4% höhere Wahrscheinlichkeit auf, positiv gegenüber der EU eingestellt zu sein. Jedoch ist dieser Effekt ebenfalls heterogen und hängt von der Art der Informationsquelle ab. Ein beträchlicher Effekt wird hauptsächlich für direkte Empfänger von EU-Mitteln gefunden. Andere Informationsquellen (TV, Informationsschilder) üben ebenfalls einen positiven, aber deutlich geringeren Effekt aus, wohingegen die Kenntnis von anderen direkten Empfängern von EU-Mitteln einen negativen Effekt ausübt.
Osterloh, Steffen (2011), Can Regional Transfers Buy Public Support? Evidence from EU Structural Policy, ZEW Discussion Paper Nr. 11-011, Mannheim.