Ownership and Control in a Competitive Industry
ZEW Discussion Paper Nr. 11-071 // 2011Viele Märkte sind charakterisiert dadurch, dass die in ihnen aktiven Unternehmen gegenseitig Anteile halten, oder dass Investoren an mehreren dieser Unternehmen beteiligt sind. Partielles Eigentum ist darin weniger die Ausnahme als die Regel. Jedoch existieren nur wenige Studien über die Anreize zur Akquisition von Anteilen in Konkurrenten, sowie ihre Allokationskonsequenzen. Mithilfe eines theoretischen Modells untersuchen wir die Auswirkungen von partiellem Eigentum. Dieses kann passiv sein, also allein bezogen auf die Absorption von Renten aus den akquirierten Anteilen; oder aktiv, also kontrollierend. In dem von uns aufgesetzten Duopolmodell mit differenzierten Produkten ohne Einsatz von wettbewerbspolitischen Eingriffen erlauben wir einer eines der beiden Unternehmen kontrollierenden Investorin, beliebige Anteile von dem konkurrierenden Unternehmen, sowie ggf. weitere Anteile von dem bereits kontrollierten Unternehmen zu erwerben. Man würde erwarten, dass sie ungehemmt alle Anteile an beiden Unternehmen erwirbt und damit die den Industriegewinn maximierende volle Monopolmacht über den betrachteten Markt. Jedoch können wir zeigen, dass dies in fast allen betrachteten Fällen nicht so ist. Es gibt sogar Situationen, in denen die aktive Investorin vom konkurrierenden Unternehmen noch nicht einmal einen kontrollierenden Anteil erwerben will! Tatsächlich werden die Akquisitionsentscheidungen unserer aktiven Investorin stark durch die bestehenden Eigentumsstrukturen in der von ihr bereits kontrollierten wie auch der konkurrierenden Firma bestimmt. Befindet sich die letztere beispielsweise im Streubesitz, so kann der typische kleine Anteilseigner abwarten, bis die kontrollierende Investorin ihre allokationsverbessernden Entscheidungen getroffen hat, und durch Verkauf seines Anteils die so entstandenen Renten an sich ziehen. Dies hat die unmittelbare Konsequenz, dass die aktive Investorin aus der Akquisition per se keine Renten ziehen kann, sondern lediglich Nutzen zieht aus dem gestiegenen Wert der bereits von ihr besessenen Anteile. Ist im Gegensatz dazu die konkurrierende Firma kontrolliert von einem Besitzer, dann kann die Käuferin Anteile erwerben, indem sie den Besitzer für die derzeit erzielten Gewinne kompensiert. Damit kann die Akquisiteurin alle Renten aus Akquisition und daraus resultierender Allokation ziehen. Damit zeitigen die Eigentümerstrukturen massive Konsequenzen für die gleichgewichtigen Akquisitionsmuster sowie die daraus folgenden Allokationsentscheidungen. Sie führen zu einer Vielzahl von empirisch testbaren Hypothesen, und noch zu entwickelnden wettbewerbspolitischen Empfehlungen.
Karle, Heiko, Tobias J. Klein und Konrad Stahl (2011), Ownership and Control in a Competitive Industry, ZEW Discussion Paper Nr. 11-071, Mannheim.