International Trade and the Adaptation to Climate Change and Variability
ZEW Discussion Paper Nr. 12-008 // 2012Die Gründe, weshalb Staaten miteinander handeln, sind vielfältig. Als wichtigsten Grund berufen sich Ökonomen seit Ricardo meistens auf die wohlfahrtsfördernde Wirkung von internationalem Handel für die involvierten Staaten. Daneben gibt es aber einen weiteren Grund, der in der ökonomischen Literatur meistens ignoriert wird, hier aber im Zentrum der Analyse stehen soll. Da sich die Klimaschäden zwischen unterschiedlichen Ländern stark unterscheiden, kann Handel als eine Art von Versicherung gegen die Risiken des Klimawandels fungieren. Führen beispielsweise häufigere Wetterextreme in einem Land zu einem Rückgang der Lebensmittelproduktion, kann das in der kurzen Frist durch eine Importausweitung ausgeglichen werden. In der langen Frist kann die Lebensmittelproduktion sogar in Länder, die durch geringere Klimavulnerabilität einen komparativen Vorteil haben, verlagert werden. In diesem Sinne kann vermehrter internationaler Handel als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel interpretiert werden.
Die Reduktion von Klimaschäden ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite kann internationaler Handel die Auswirkungen des Klimawandels auf andere Regionen übertragen. Nach sechs Jahren der Trockenheit ist Australiens Reisproduktion 2008 fast vollständig zusammengebrochen. Das gilt als einer von verschiedenen Faktoren, die zu einer Verdoppelung des Weltmarktpreises und schließlich zu gewaltsamen Ausschreitungen in mehreren Entwicklungsländern führten. Das zeigt, dass Produktionsausfälle in einem Land zu höheren Weltmarktpreisen führen und die resultierenden Terms-of-Trade-Effekte reale Einkommensverluste in anderen Staaten verursachen können. In Ländern, die nur geringe direkte Klimaschäden zu erwarten haben und die über genügend Mittel zur Anpassung verfügen, können solche Terms-of-Trade-Effekte für einen signifikanten Teil der totalen Klimakosten verantwortlich sein. Die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern kann aus diesem Grund im Eigeninteresse der Industriestaaten liegen.
Diese Studie ist nach unserem Wissen die erste, die systematisch die Interaktion zwischen Anpassung, internationalem Handel und Terms-of-Trade-Effekten untersucht. Drei Punkte sind von besonderer Relevanz: Erstens, internationaler Handel hilft den stark betroffenen Regionen die Klimakosten zu reduzieren. Zweitens, sind Regionen wohlhabend genug, sich an den Klimawandel anzupassen, ist die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen durch andere Staaten wirkungslos. Drittens, da die Entwicklungsländer oft nicht genügend Mittel haben, sich genügend anzupassen, kann es durch die erwähnten Terms-of-Trade-Effekte für die Industrieländer Sinn machen, solche Anpassungsanstrengungen finanziell zu unterstützen. Solche Unterstützung ist aber nur Pareto-verbessernd wenn die Klimaschäden hoch und die Ressourcen des Empfängerlandes gering sind. Andernfalls kann es zum paradoxen Ergebnis kommen, dass die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen für das Empfängerland zu Wohlfahrtsverlusten führt.
Stephan, Gunter und Oliver Schenker (2012), International Trade and the Adaptation to Climate Change and Variability, ZEW Discussion Paper Nr. 12-008, Mannheim.