Poaching and Firm-sponsored Training: First Clean Evidence
ZEW Discussion Paper Nr. 13-037 // 2013Wenn Betriebe in Aus- und Weiterbildung investieren, gehen sie das Risiko einer Abwerbung der ausgebildeten Fachkräfte durch Konkurrenten ein, da die Betriebe, im Gegensatz zu Sachkapitalinvestitionen, durch die Aus- und Weiterbildungsinvestitionen kein Verfügungsrecht an ihrer Investition erhalten. Daher werden seit vielen Jahren Marktmechanismen diskutiert, welche eine Investition der Betriebe in das Humankapital der Mitarbeiter erklären. Diese theoretischen Modelle nutzen Marktunvollkommenheiten, um eine Monopsonmacht der Ausbildungsbetriebe zu modellieren, welche die Bildungsinvestitionen möglich macht. Durch diese Marktunvollkommenheiten kann die Abwerbung ausgebildeter Fachkräfte minimiert werden.
Über die tatsächliche Verbreitung von Abwerbungen auf dem Arbeitsmarkt ist bisher jedoch empirisch nichts bekannt. Der vorliegende Beitrag löst die empirischen Probleme zur Identifikation von Abwerbung und zeigt, dass auf dem deutschen Ausbildungsmarkt nur ca. 3 Prozent der Ausbildungsfirmen von Abwerbung betroffen sind. Diese betroffenen Betriebe sind jedoch im Durchschnitt eher große Betriebe mit hoher Ausbildungsneigung, die überdurchschnittliche Löhne zahlen als ihre Konkurrenten.
Dieser Befund widerspricht bisherigen Vermutungen, dass kleinere Firmen eher von Abwerbung betroffen sind. Von Abwerbung betroffene Betriebe befinden sich jedoch größtenteils in einer Phase temporären Arbeitskräfteabbaus und sind daher nicht in der Lage, Abwerbungsinitiativen von anderen Firmen zu unterbinden. Die einmalige Abwerbung von Absolventen der beruflichen Erstausbildung hat jedoch keinen Einfluss auf die Ausbildungsneigung und die Löhne der Facharbeiter. Allerdings reduzieren die Betriebe, die von Abwerbung betroffen wurden, die Anteil der Ausbildungsstellen an der Gesamtbeschäftigung ein wenig.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Relevanz von Abwerbung auf dem Ausbildungsmarkt auf die erwarteten Rückflüsse von Ausbildungsinvestitionen und die Ausbildungsneigung der Betriebe in Deutschland vernachlässigbar ist.
Mohrenweiser, Jens, Thomas Zwick und Uschi Backes-Gellner (2013), Poaching and Firm-sponsored Training: First Clean Evidence, ZEW Discussion Paper Nr. 13-037, Mannheim, erschienen in: British Journal of Industrial Relations.