Konjunkturexperten/-innen prognostizieren auch für 2023 hohe Preissteigerungsraten

Wachstumsprognosen für das Eurogebiet im Vergleich zum Vormonat nur leicht verändert

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur erwarten einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts aufgrund der erwarteten Probleme der Energieversorgung. Auch die Inflationsprognosen werden davon beeinflusst und für das Eurogebiet weiter angehoben. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Während die Wachstumsprognosen für das Eurogebiet nur unwesentlich gegenüber dem Vormonat verändert wurden, gehen die Prognosen für die deutsche Wirtschaft für 2023 sehr deutlich zurück. Für das laufende Jahr wird im Median unverändert eine Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 Prozent prognostiziert, für das Jahr 2023 jedoch ein Rückgang um 0,4 Prozent. Im Vormonat lag die Prognose noch bei (plus) 1,3 Prozent. Der zentrale Auslöser für den erwarteten Rückgang des deutschen BIP sind die erheblichen Probleme, die bei der Energieversorgung für Industrie und Privathaushalte speziell bei Gas befürchtet werden. Die derzeit für das Jahr 2023 prognostizierte Rezession ist allerdings noch recht moderat und nicht mit den Werten vergleichbar, die 2009 (Finanzkrise: minus 5,7 Prozent) und 2020 (Covid19-Krise: minus 3,7 Prozent) eintraten.

Preissteigerungsraten weit über Zweiprozentmarke: Kommt eine verschärfte Geldpolitik?

Deutliche Anhebung der Inflationsprognosen erkennbar

Befürchtete Energieengpässe machen sich auch bei den Inflationsprognosen bemerkbar. Für Deutschland werden aktuell 8,0 Prozent für 2022 und 5,0 Prozent für 2023 prognostiziert, zuvor im September lagen diese Prognosen noch bei 7,4 bzw. 4,3 Prozent. Die Expertinnen und Experten gehen somit von einer dauerhaft hohen Inflationsrate in Deutschland aus. Für das Eurogebiet sieht es ähnlich aus. Die aktuellen Prognosen für die Inflationsrate liegen bei 8,1 Prozent (2022) und 5,5 Prozent (2023). Vor einem Monat wurden noch 7,7 bzw. 3,7 Prozent angenommen. Entsprechend diesen auch für 2023 prognostizierten hohen Preissteigerungsraten, die weit über der Zweiprozentmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen, rechnen die Expertinnen und Experten mit einer weiter verschärften Geldpolitik. Für 2022 wird ein Anstieg der 3-Monatszinsen auf 1,9 Prozent vermutet, 2023 soll dieser Zinssatz auf 2,3 Prozent steigen. Im Vormonat gingen sie noch von 1,0 bzw. 1,6 Prozent aus. Bei den langfristigen Zinsen soll es hingegen kaum weiter nach oben gehen. Als Folge wird (implizit) eine flache oder sogar leicht inverse Zinsstrukturkurve prognostiziert, die mit den ernüchternden Wachstumsprognosen kompatibel ist.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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