Dritte Konferenz des Leibniznetzwerks "Nichtkognitive Fähigkeiten"

Konferenzen

Ende Oktober 2009 nahmen rund 60 Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen an der dritten Konferenz des Leibniznetzwerks "Nichtkognitive Fähigkeiten: Erwerb und ökonomische Konsequenzen" teil. Das Netzwerktreffen fand am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin statt. Organisiert hatten es das ZEW und das Soziooekonomische Panel. In dem durch die Leibniz-Gemeinschaft geförderten Netzwerk arbeiten Psychologen, Ökonomen, Ökonometriker und Umfrageforscher zusammen, um den Wissensstand über nichtkognitiven Fähigkeiten, wie etwa Ausdauer, Motivation und Geduld, zu verbessern.

Gert Wagner, Leiter des Sozio-oekonomisches Panels (SOEP), eröffnete die Netzwerkkonferenz. Er hob die Pionierleistung von SOEP und Leibniz Netzwerk bei der Analyse nichtkognitiver Fähigkeiten in repräsentativen Umfragen hervor. Neben neuartigen experimentellen Tests zur Ungeduld von Kindern im Haushaltskontext soll die Messung von Selbstkontrolle und Persönlichkeit in den zukünftigen SOEP-Umfragen intensiviert werden. Der Berliner Persönlichkeitsforscher Jens Asendorpf referierte seine umfangreichen psychologischen Forschungen zur Selbstregulation von Kindern auf Basis der so genannten Logik Studie. Er legte dar, dass die im Kindergartenalter von etwa vier Jahren gemessenen Persönlichkeitstypen die weitere Entwicklung bis ins junge Erwachsenenalter prognostizieren. So scheitern als Jugendliche und junge Erwachsene in der Schule etwa 20 Prozent der Kinder, die bereits im Kindergartenalter über zu wenig Selbstkontrolle verfügen. Die Motivationspsychologinnen Anja Achtziger und Ute Bayer konnten mit ihrer neuen Längsschnittstudie bestätigen, dass eine gute Selbstregulation zu besseren Noten beiträgt. Die ersten, noch vorläufigen Ergebnisse der ZEW-Südwestmetall Studie zu benachteiligten Jugendlichen in Baden-Württemberg, die Johannes Gernandt vom ZEW vorstellte, weist in eine ähnliche Richtung. Sie macht mit Hilfe einer internationalen Vergleichsstudie, die Andrea Mühlenweg vom ZEW präsentierte, deutlich, dass Gewalt zwischen Schülerinnen und Schülern in Abhängigkeit vom Einschulungsalter negative Auswirkungen auf die Schulleistungen hat.

Neue Ergebnisse aus der Suchtforschung

Neue Ergebnisse aus der Suchtforschung berichtete Dorothea Bloymeyer. Sie zeigte auf, dass es zwar einen Zusammenhang zwischen genetischen Faktoren und unangemessen hohem Alkoholkonsum bei 15jährigen gibt. Dieser wird jedoch durch Verhaltensmerkmale, insbesondere durch die Suche nach neuen Erfahrungen moderiert. Eine Reihe von weiteren innovativen Untersuchungen mit neuartigen Datenstrukturen und verbesserten Methoden arbeitete die Rolle der Gesundheit (Philipp Eisenhauer, Remi Piatek, Daniel Schunk), der Arbeitsbedingungen von Müttern (Christina Felfe) und der nichtkognitiven Fähigkeiten von Müttern (Fabian Kosse, Malte Sandner) für die Entwicklung von Kindern heraus. Ebenso wurde der Einfluss auf die kindliche Entwicklung des familiären Umfeldes (Astrid Rasmussen, Karsten Reuß, Haroon Showdry, Thomas Siedler, Lara Tavares) sowie des Haushaltseinkommens (Emma Tominey) untersucht. Verena Niepel zeigte auf, dass bereits sehr früh im Lebenszyklus gemessene Persönlichkeitsmerkmale helfen, die Arbeitslosigkeitsdauer im mittleren Erwachsenenalter zu verstehen. Amy Challen referierte über die Wirkungen eines umfassenden staatlichen Programms zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer von Kindern im Alter von 11 Jahren in Großbritannien. Die Bedeutung der Persönlichkeit im Erwachsenenalter für Arbeitsmarktergebnisse wurde von Stefan Baron (lebenslanges Lernen), Verena Tobsch (Karrieren von Frauen), Susi Kusche (Fehlzeiten), Laura Wichert (Arbeitszufriedenheit, Wechsel des Arbeitsplatzes) erörtert. Reinhard Drobetz und Anja Achtziger stellten eine neue Methode vor, wie Zeitpräferenzen im Alter besser gemessen werden können und welche Zusammenhänge sich zwischen unterschiedlichen Lernstrategien und Gehirnaktivitäten nachweisen lassen.

Mehr Vertrauen in den Vereinigten Staaten

Im Schlussreferat stellte Michael Näf von der Royal Holloway University London die neuesten Ergebnisse aus der international vergleichenden experimentellen Vertrauensforschung vor, die in Zusammenarbeit mit Ernst Fehr und dem SOEP erarbeitet wurden. Die Studie zeigt, dass die Testpersonen in den Vereinigten Staaten mehr Vertrauen in ihr Gegenüber zeigten als dies in Deutschland der Fall war. Interessanterweise geht dies sowohl auf eine geringere Risikoaversion der Probanden in den Vereinigten Staaten wie auch auf eine höhere "Gleichheits-präferenz" der dortigen Testpersonen zurück. Die vierte und voraussichtlich abschließende Netzwerk-Konferenz wird Ende Oktober 2010 in London stattfinden. Sie wird vom ZEW in Zusammenarbeit mit dem Center for the Economics of Education an der London School of Economics organisiert. Ansprechpartner: PD Dr. Friedhelm Pfeiffer E-Mail: pfeiffer@zew.de Dr. Andrea Mühlenweg E-Mail: muehlenweg@zew.de