Konjunkturexperten/-innen prognostizieren dem Eurogebiet deutlich bessere Aussichten als Deutschland

Die Wirtschaft des Eurogebiets soll sich 2023 um 0,7 Prozentpunkte besser entwickeln als die Deutschlands.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur sehen die Wirtschaft des Eurogebiets weiter auf Erholungskurs. Die Prognose für Deutschland bleibt unverändert: Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll in diesem Jahr nicht wachsen, eine tiefe Rezession dürfte aber ausbleiben. Bei der Inflationsentwicklung zeichnet sich in Deutschland und im Eurogebiet ein spürbarer Abwärtstrend ab. Die Zinsen sollen dennoch vorerst nicht runtergehen. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Die deutsche Wirtschaft ist mit einem Rückgang des realen BIP um 0,3 Prozent im ersten Quartal 2023 in eine Rezession gerutscht. Von Oktober 2022 bis März 2023 ging das reale BIP um etwa 0,7 Prozent zurück. Für das gesamte Jahr 2023 wird – wie schon im Vormonat – ein Nullwachstum prognostiziert. Die Rezession könnte daher durchaus länger dauern, scheint aber – zumindest bisher – nicht sehr stark auszufallen.

Euro-Wirtschaft zeigt sich robuster

Im Vergleich dazu zeigt sich die Wirtschaft des Eurogebiets deutlich robuster. So wuchs die reale Wirtschaftsleistung von Oktober 2022 bis März 2023 um 0,2 Prozent und für dieses Jahr wird ein Wachstum von 0,7 Prozent prognostiziert. Wenn die Expertinnen und Experten mit ihren Einschätzungen Recht behalten, dann wird sich die Wirtschaft des Eurogebiets 2023 um 0,7 Prozentpunkte besser entwickeln als die Deutschlands. 2024 sollen die Wachstumsraten mit jeweils 1,3 Prozent wieder konvergieren.

Deutscher Verbraucherpreisindex sinkt

Die Inflationsentwicklung bei den Verbraucherpreisen ist auf hohem Niveau rückläufig. Für Deutschland ergab sich im Mai eine Inflationsrate von 6,1 Prozent.

Die Inflationsentwicklung bei den Verbraucherpreisen ist auf hohem Niveau rückläufig. Für Deutschland ergab sich im Mai eine Inflationsrate von 6,1 Prozent, im Vormonat betrug sie noch 7,2 Prozent. Besonders bemerkenswert ist, dass der Index der Verbraucherpreise im Mai um 0,1 Prozent relativ zum Vormonat zurückging. Dies weist auf eine spürbar zurückgehende Verlaufsdynamik bei der Inflation in Deutschland hin. Gleichwohl bleibt die Prognose für das gesamte Jahr mit 6,0 Prozent unverändert (hoch).

Eurogebiet: Inflationsdynamik lässt deutlich nach

Für das Eurogebiet beträgt die Inflationsrate im Mai ebenfalls 6,1 Prozent, nach 7,0 Prozent im April. Der Indexwert bleibt im Vergleich zum Vormonat konstant. Auch für das Eurogebiet lässt die Inflationsdynamik somit deutlich nach. Für 2023 beträgt die Inflationsprognose unverändert 5,7 Prozent. Auch 2024 soll entsprechend den Prognosen der Expertinnen und Experten die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) noch verfehlt werden. Die für 2024 prognostizierten 2,6 Prozent zeigen allerdings, dass die Inflationsrate dem EZB-Inflationsziel deutlich näher kommen soll als dies im laufenden Jahr der Fall ist.

Zinssenkung vorerst nicht in Sicht

Der erwartete Rückgang der Inflationsrate führt bei der Einschätzung der zukünftigen Geldpolitik zwar nicht zu einem Rückgang der Zinsprognosen, allerdings sollen die 3-Monatszinsen in diesem und dem nächsten Jahr auf dem Niveau von 3,6 Prozent verharren und nicht weiter ansteigen.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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