Ökonomen fordern Regelungen für den Zusammenbruch des Gasmarktes

Forschung

Worst-Case: Kollaps des Gasmarkts

Ein Zusammenbruch des Handels im Gasmarkt ist in der aktuellen Lage nicht ausgeschlossen. Und unabhängig von dem tatsächlichen Eintritt eines Marktzusammenbruchs dürfte sich bereits heute schon die Möglichkeit eines Zusammenbruchs auf den Gasmarkt auswirken, stellen Prof. Dr. Axel Ockenfels von der Universität zu Köln und ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD fest.

Bei aller Hoffnung auf die Sicherstellung der Gasversorgung durch Maßnahmen der Bundesregierung, muss das Worst-Case-Szenario im Blick bleiben. Ein Zusammenbruch des Handels im Gasmarkt ist in der aktuellen Lage nicht ausgeschlossen. Und unabhängig von dem tatsächlichen Eintritt eines Marktzusammenbruchs dürfte sich bereits heute schon die Möglichkeit eines Zusammenbruchs auf den Gasmarkt auswirken, stellen Prof. Dr. Axel Ockenfels von der Universität zu Köln und ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD fest. Beide Ökonomen fordern daher nicht nur stärkere Anreize für den Verzicht auf Gas, sondern skizzieren auch, wie ein geeignetes ökonomisches Regelwerk im Fall eines zusammenbrechenden Handels im Gasmarkt aussehen könnte.

In einem funktionierenden Markt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Dieser Mechanismus droht aber dann zu versagen, wenn Märkte für essenzielle Güter mit extremer Knappheit zu kämpfen haben, wie derzeit beim Gas. Bei einem Kollaps kann der Markt die zentrale Aufgabe, einen Preis zu ermitteln, der Angebot und Nachfrage zum Ausgleich bringt, nicht mehr erfüllen. In diesem Fall muss der Staat einspringen und im Extremfall auch die Zuteilung von Gas und die Gaspreise bestimmen. „Obwohl ein Marktkollaps nicht nur theoretisch möglich ist, wird der Frage, wie dieser im Ernstfall gehandhabt werden soll, kaum Aufmerksamkeit gewidmet“, stellt Achim Wambach fest. „Politik und Regulierung bleiben noch Antworten schuldig, wer bei einem Marktzusammenbruch wie viel Gas erhält und zu welchem Preis. Dabei braucht es heute schon gut kommunizierte Pläne für den Ernstfall. Denn die Antwort auf die Frage, was genau bei einem Marktzusammenbruch passiert, hat erhebliche Auswirkungen auf das aktuelle Verhalten und damit auch auf die Wahrscheinlichkeit eines Kollapses.“ Wenn nämlich Unternehmen in der Gasmangellage davon ausgehen, dass sie prioritär Gas zu moderaten Preisen erhalten, ist der Anreiz gering, sich darauf vorzubereiten. Der dann weiter hohe Verbrauch verschärft die Mangellage. Umgekehrt ist der Sparanreiz in den Fällen groß, wenn Unternehmen damit rechnen bei der Zuteilung leer auszugehen oder extrem hohe Preise zahlen zu müssen.

Die Ökonomen empfehlen darüber hinaus, unabhängig von den sogenannten privilegierten Kundengruppen solche Unternehmen vorrangig zu bedienen, die eine höhere Wertschöpfung durch Gas aufweisen, die weniger einfach von Gas auf andere Energieträger umstellen können und deren Produkte schlechter substituiert werden können. Um diese Unternehmen zu identifizieren könnten marktwirtschaftliche Mechanismen genutzt werden. Eine Form wäre, Zertifikate für den Gasbezug den Unternehmen zuzuteilen und ihnen die Möglichkeit zu geben, diese zu handeln. „Durch Lizenzen und deren Handel könnte den Preissignalen und Opportunitätskosten des Gasverbrauchs die maximal mögliche Rolle bei der Zuteilung zukommen“, sagt Axel Ockenfels. „Außerdem könnte der Staat dadurch erzielte Einnahmen für die finanzielle Entlastung der Nachfrage verwendet werden.“

Schließlich plädieren beide Wirtschaftswissenschaftler zur Vorbereitung auf eine Gasmangellage weitere Anreize wie etwa Abschaltauktionen für einen längeren Zeitraum, um Unternehmen dazu zu bewegen, noch mehr auf Gas zu verzichten.

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ZEW policy brief 05-22

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