ZEW-Forscher diskutieren das Energiesparen im Haushalt bei Weltklimagipfel COP23 in Bonn

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ZEW-Ökonom Martin Kesternich im Vortrag.

Wie können Privathaushalte für Energieeinsparungen sensibilisiert werden? Wann sind Energiespar-Kampagnen erfolgreich? Wie können Wirkungszusammenhänge wissenschaftlich evaluiert werden? Zu diesen Fragen präsentierten ZEW-Umweltökonomen wissenschaftliche Ergebnisse aus aktuellen Projekten beim Side Event „Energy Savings in Housing“ am 6. November 2017 neben den offiziellen Verhandlungen auf der UN-Weltklimakonferenz (COP23) in Bonn.

Die gemeinsam vom ZEW und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) organisierte Veranstaltung im EU-Pavillon bot dem interessierten Publikum eine angeregte Diskussion mit vielfältigen Beiträgen aus der Verhaltensforschung, dem Unternehmenssektor und von Verbraucherzentralen. So präsentierten und diskutierten gemeinsam eine Umweltpsychologin der Universität Groningen, Umweltökonomen vom ZEW und der Universität Münster sowie Vertreterinnen und Vertreter des Nachhaltigkeitsdienstleisters South Pole Group, des Softwareunternehmens Microsoft ebenso wie der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Energieeinspar-Kampagnen für Haushalte im Feldversuch

Dr. Martin Kesternich, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“, und ZEW Research Associate Prof. Dr. Andreas Löschel von der Universität Münster hoben die Herausforderungen bei der Analyse von Wirkungszusammenhängen hervor, um Energieeinspar-Kampagnen zu evaluieren. Dabei gab Martin Kesternich Einblicke in eine aktuelle Feldstudie im Rahmen des EU-finanzierten Horizon-2020-Projekts „Step by Step“. Hier werden die Haushalte zunächst persönlich kontaktiert und anschließend kontinuierlich mithilfe einer webbasierten Plattform durch verschiedene Einspartipps und Rückmeldungen individuell begleitet. Kesternich betonte, dass es oftmals eine wesentliche Herausforderung solcher Einsparkampagnen sei, die Haushalte möglichst gezielt anzusprechen und für das Thema Energieeinsparung zu sensibilisieren, ohne dabei ihre spezifischen Bedürfnisse und Erfahrungen zu kennen. Daher hatte man sich im Rahmen des Forschungsprojekts für eine Art „Fuß-in-der-Tür“-Technik entschieden, mit Hilfe derer Haushalte zunächst verhältnismäßig leicht umzusetzende Hinweise erhalten, die sich im Zeitverlauf dann sukzessive steigern. Ähnlichen Herausforderungen stellt sich Professor Löschel gerade im Rahmen des virtuellen Instituts Smart Energy (VISE), das durch Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in Nordrhein-Westfalen (EFRE NRW) sowie die Horizon-2020-Projekte PENNY und ENABLE.EU gefördert wird.

Energieeinsparungen durch Technologie: Das Steuer in der Hand behalten

Die Bedeutung von unterschiedlichen individuellen Motiven zum Energiesparen wurde in den weiteren Panel-Beiträgen unterstrichen. Während bei vielen Haushalten erwartungsgemäß finanzielle Aspekte bei der Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen im Vordergrund stehen, orientieren sich andere Haushalte gezielt an sozialen Normen und möchten die Rolle ihres eigenverantwortlichen Handelns, etwa ihren eigenen Beitrag zum Klimaschutz, stärker im Vordergrund sehen. Dies spiegelte sich auch in den Einschätzungen der Diskutierenden hinsichtlich möglicher Spannungsfelder zwischen dem Einsatz von modernen datengestützten Technologien zur Energieverbrauch-Regulierung und der Eigenbestimmtheit der Konsumentinnen und Konsumenten wider. Zwar könnten entsprechende technologische Lösungen die Haushalte bei der Umsetzung ihrer Einsparziele unterstützen, doch gleichzeitig stelle man häufig einen Vertrauensverlust der Konsumente in komplexe Systeme fest, insbesondere wenn diese gleichzeitig sehr detaillierte und z.T. sensible Haushaltsdaten nutzen. Einig waren sich daher alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sich erfolgreiche Technologielösungen immer auf die individuellen Bedürfnisse der Individuen zuschneiden lassen müssten: Der Konsument müsse das Steuer stets in der Hand behalten.

Ertragreiches Side Event in Bonn

So konnte ZEW Research Associate Prof. Dr. Andreas Löschel zum Ende der Veranstaltung resümieren, dass das Side Event im Licht der rasch voranschreitenden Digitalisierung des Energiesektors spannende Impulse für Entscheidungsträger und Verbraucher/innen aufzeigen konnte. Gerade die vielfältigen und spannenden neue Möglichkeiten, um den Energieverbrauch in Gebäuden zu senken, führten im Podium zu interessanten Diskussionen. Gemeinsam wurde von den Diskutierenden das Fazit gezogen, dass Verbraucher/innen ebenso wie der regulativen Rahmen eine zentrale Rolle dabei spielen, ob das technische Potential gehoben werden könne.

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