#ZEWPodcast: Die Rechnung bitte! Mehrwertsteuer in der Gastronomie

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Prof. Dr. Katharina Nicolay zu Gast im ZEW-Podcast

Der für die Gastronomie aktuell reduzierte Mehrwertsteuersatz soll Ende 2023 auslaufen. Allerdings wünschen sich einige Politiker/innen, Verbände und Gastwirte/-innen eine Entfristung der 7-Prozent-Regelung und haben dafür Argumente gesammelt. Es gibt aber auch warnende Stimmen, die diese nicht befürworten. Im neuen ZEW-Podcast spricht Prof. Dr. Katharina Nicolay, stellvertretende Leiterin im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ mit Podcast-Host Bastian Thüne über Pro- und Contra-Argumente. Zudem erzählt sie, warum es für sie etwas ganz Besonderes ist, mit ihrer Familie essen zu gehen.

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Als während der Corona-Pandemie die Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent gesenkt wurde, führte das nicht zu günstigeren Preisen. Deshalb geht Katharina Nicolay davon aus, dass die Preise nicht automatisch um 12 Prozent erhöht werden: „Es ist eher unwahrscheinlich, dass eine Preiserhöhung eins zu eins durchgesetzt wird. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens hat die Branche trotz Steuerprivileg in den letzten Jahren mehrfach schon Preiserhöhung durchgesetzt. Und zweitens ist der Druck bei den Input-Preisen für Strom und Gas etwas runtergegangen. Und das kann den Effekt, den jetzt die Mehrwertsteuererhöhung hätte, etwas ausgleichen.“

Strukturwandel und Personalmangel

Wie auch in anderen Branchen kämpft die Gastronomie vor allem mit einem Personalmangel: „Eine steuerliche Sonderbehandlung der Gastronomie ist da kein zielgenaues Instrument. Damit lässt sich der Personalmangel nicht bekämpfen. Es käme allenfalls zwischen den Branchen zu einer Verschiebung, aber das kann nicht gewollt sein. Und ein Punkt, den man gar nicht vergessen darf, ist irgendwo müssen ja die Mittel herkommen, um die Fortführung der Steuerbegünstigung zu finanzieren.“

Aber auch der Strukturwandel macht ihr zu schaffen. Der Trend zum Homeoffice führt zu weniger Kunden/-innen bei Mittagstischen und viele Dorfkneipen schließen, da Väter heutzutage mehr Zeit mit ihren Familien statt am Stammtisch verbringen. Auf diesen Strukturwandel habe die Mehrwertsteuer keinen Einfluss: „Die Mehrwertsteuerreduktion kann diesen Strukturwandel nicht auffangen. Das kann nicht dauerhaft dadurch ausgeglichen werden. Es ist einfach so, dass die Präferenzen sich geändert haben.“

Zudem müssten „an irgendeiner anderen Stelle Steuern steigen, zum Beispiel bei der Einkommensteuer. Und das hätte dann wiederum negative Anreize auf das Arbeitsangebot.“ Doch auch wenn sie als Wissenschaftlerin eine dauerhaft niedrige Mehrwertsteuer kritisch sieht, geht sie privat mit ihrer Familie sehr gerne essen: „Wir freuen uns alle darauf. Es ist aus meiner Sicht besonders schön, dass sich jeder aussuchen kann, was er gerne möchte. Das sind dann auch Dinge, die wir nicht unbedingt zu Hause selber kochen und das ist schon wirklich was Besonderes, wenn es dann allen gut schmeckt und die Stimmung gut ist. Wir freuen uns auch immer über freundlichen Service und können das sehr genießen.“