Zwischen Ordoliberalismus, Unternehmensfusionen und -übernahmen

Konferenzen

Rückblick auf die MaCCI-Jahreskonferenz 2025

Nancy Rose, PhD vom MIT während ihrer Keynote zu den Auswirkungen von Fusionen und Übernahmen auf die Konsumentenwohlfahrt am zweiten Konferenztag.

Am 20. und 21. März 2025 veranstaltete das Mannheim Centre for Competition and Innovation (MaCCI) am ZEW Mannheim seine 14. Jahreskonferenz. Rund 130 Teilnehmende kamen zusammen, um aktuelle Fragen des Wettbewerbs- und Innovationsforschung zu diskutieren. Das diesjährige Programm umfasste zwei Keynote Lectures, vier eingeladene Sessions und etwa 60 Vorträge in 20 weiteren Sessions. Ein besonderer Höhepunkt der Konferenz war die Ehrung von Massimo Motta (Universitat Pompeu Fabra und Barcelona School of Economics) und William Kovacic (The George Washington University) als MaCCI Honorary Fellow. Letzterer konnte leider nicht persönlich anwesend sein.

Prof. Dr. Martin Peitz von der Universität Mannheim und MaCCI Honorary Fellow Prof. Massimo Motta von der Universitat Pompeu Fabra und Barcelona School of Economics

An beiden Tagen fanden zahlreiche Sessions zu Themen wie der Regulierung digitaler Plattformen, Marktmacht und Wettbewerb statt. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählten ein Panel zur zukünftigen Anwendung von Art. 102 TFEU auf das ausschließende Verhalten marktbeherrschender Unternehmen sowie ein weiteres zu den Herausforderungen eines zunehmend komplexen regulatorischen Umfelds bei der Fusionskontrolle. Beide Panels wurden von der Studienvereinigung Kartellrecht organisiert. Darüber hinaus wurden eine Session zu aktuellen Ermittlungen des Bundeskartellamts sowie eine Session zu Fällen der Europäischen Kommission im Bereich Fusionen und staatlicher Beihilfen abgehalten. 

Heike Schweitzer Keynote Lecture: Die Rolle staatlicher Autoritäten im Ordoliberalismus

Prof. Pablo Ibáñez Colomo (LSE) hielt die Heike Schweitzer Keynote Lecture über das Ende ordoliberalen Staatshandelns.

Als Höhepunkt des ersten Konferenztages hielt Pablo Ibáñez Colomo (London School of Economics, LSE) die Heike Schweitzer Keynote Lecture in Gedenken an das frühere Mitglied des MaCCI Boards und des MaCCI Advisory Boards. Professor Ibáñez Colomo ging der Frage nach, ob das ordoliberale Agieren staatlicher Autoritäten an sein Ende gekommen sei.

Seiner Ansicht nach stehen die staatlichen Institutionen im Zentrum des ordoliberalen Denkens. Dabei sei es wichtig, dass die handelnden Personen bei der Ausübung staatlicher Macht die freie Marktteilnahme gewährleisten und verhindern, dass von Privatinteressen geleitete Akteure in Machtpositionen staatlicher Autoritäten gelangen.

Professor Ibáñez Colomo betonte, dass staatliche Autoritäten im Sinne des Ordoliberalismus unabhängig und regelbasiert agieren und ihre Entscheidungen auf der Grundlage umfassender rechtlicher Erwägungen treffen müssen. Professor Ibáñez Colomo legte dar, dass ordoliberal handelnde staatliche Autoritäten ihre Ziele effektiv erreichen, wenn sie sich durch ihre Regeltreue glaubwürdig verpflichten. So sorgen sie für stabile Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmenden.

Nancy Rose über Konsumentenpreise und Wettbewerbseffekte von Fusionen

Nancy Rose, PhD (MIT) zeigte in ihrer Keynote das Zusammenspiel von Synergien und Koordination bei M&A-Transaktionen und deren Auswirkungen auf die Konsumentenpreise.

Hauptrednerin des zweiten Tages war Nancy Rose vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Auf der Grundlage ihrer Arbeiten zu den Auswirkung von Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) auf die Konsumentenwohlfahrt zeigte sie das Zusammenspiel von Synergien und der Koordination zwischen den Beteiligten bei M&A-Transaktionen auf die Konsumentenpreise auf.

Nach Ansicht von Professor Rose sind die Konsumentenpreise das zentrale Kriterium, um den Wohlfahrtsgewinn bei M&A-Transaktionen zu bestimmen. In einem Überblick über diverse empirische Studien zu den Auswirkungen von Unternehmensfusionen und -übernahmen auf Konsumentenpreise zeigte sie, dass es vom Einzelfall abhängt, ob der preiserhöhende oder der preissenkende Effekt überwiegt. Im Ergebnis führen die für Wettbewerbsbehörden relevanten Fusionen tendenziell zu steigenden Konsumentenpreisen, da die Effekte der Preiskoordination meist stärker sind als die Synergieeffekte.

Um valide Aussagen über die Wohlfahrtseffekte von M&A-Transaktionen treffen zu können —sodass sie auch von Wettbewerbsbehörden genutzt werden können — müssen künftige Analysen laut Professorin Rose den kausalen Effekt solcher Fusionen auf Konsumentenpreise genauer bestimmen. Dazu sei es notwendig, ein klares Vergleichsszenario zu definieren, um mit Methoden der kausalen Inferenz verlässliche Wirkungszusammenhänge identifizieren zu können.

Über MaCCI

MaCCI steht für „Mannheim Centre for Competition and Innovation“. MaCCI ist ein Forschungsverbund zwischen dem ZEW und der Fakultät für Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre der Universität Mannheim, der den Austausch zwischen Juristen/-innen und Ökonomen/-innen stärkt und damit in Fragen der Wettbewerbs-, Regulierungs- und Innovationspolitik neue Impulse gibt. Zu den Kernthemen, die im Rahmen von MaCCI untersucht werden, gehören neben vertikalen Wettbewerbsbeschränkungen, Missbrauch von Marktmacht, Fusionskontrolle und der privaten und öffentlichen Durchsetzung des Kartellrechts sowie die Regulierung des Telekommunikations- und Energiesektors.

Weitere Informationen

Kontakt