Ein Drittel der deutschen Kurzarbeiter fürchtet um den Arbeitsplatz

Forschung

Die Mannheimer Corona-Studie untersucht unter anderem auch das Arbeitslosigkeitsrisiko nach aktueller Erwerbssituation.

Trotz der massiven Produktionseinbrüche aufgrund der Covid-19-Pandemie im März/April 2020 hält die große Mehrheit der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den eigenen Arbeitsplatz immer noch für vergleichsweise sicher. Dies gilt jedoch nicht für Kurzarbeiter, für Menschen in Freistellung ohne Lohnfortzahlung und für besonders vom Lockdown betroffene Branchen. Dies sind zentrale Ergebnisse des jüngsten Berichts aus der Mannheimer Corona-Studie der Universität Mannheim und dem ZEW Mannheim, der sich schwerpunktmäßig mit dem subjektiven Arbeitslosigkeitsrisiko befasst.
 

Trotz der Schwere des ökonomischen Einbruchs im März und April ist der Anteil der Befragten, die nur kein oder nur ein geringes Risiko für den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes auf Jahresfrist sehen, zwischen Januar und Mai lediglich von 92,5 auf 85,1 Prozent gefallen.

Deutlich dramatischer ist der Effekt hingegen für bestimmte Untergruppen. Unter den Kurzarbeitern hält etwa ein Drittel den eigenen Arbeitsplatz für akut gefährdet. Friedrich Heinemann, Koautor der Studie und Bereichsleiter am ZEW Mannheim kommentiert dazu: „Das Instrument der Kurzarbeit wird von den Betroffenen längst nicht mehr als zuverlässiger Schutz gegen Arbeitslosigkeit betrachtet“.

Noch hochgradig pessimistischer sind Menschen, die jetzt bereits ohne Lohn freigestellt wurden. Von ihnen glaubt mit 26,9 Prozent nur noch gut jeder vierte, dass der eigene Arbeitsplatz die Krise überleben wird. „Besonders Beschäftigte, die schon vor der Corona-Pandemie in prekären Arbeitsverhältnissen waren, spüren die negativen Konsequenzen der Krise. Sie hatten bereits in den ersten Wochen des Lockdowns ein wesentlich höheres Risiko arbeitslos zu werden und schätzen nun ihr zukünftiges Arbeitslosigkeitsrisiko vergleichsweise hoch ein“, so Katja Möhring, Ko-Projektleiterin und Professorin für Soziologie an der Universität Mannheim.

Allgemeine Dokumente

Die Mannheimer Corona-Studie

Betroffene Branchen zweifeln an umfangreichen Krisenpaketen

Auch in den besonders von der akuten Krisenphase im Frühling betroffenen Branchen machen sich wachsende Sorgen um den Arbeitsplatzverlust breit. Dies gilt besonders für das Gastgewerbe, den Kunst- und Unterhaltungssektor und den Handel. Im Bereich Kunst und Unterhaltung hält ein gutes Drittel der Befragten den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes für realistisch.

„Die Anti-Krisenmaßnahmen der Regierung genießen zwar insgesamt Vertrauen. In den besonders betroffenen Branchen und Personengruppen zweifeln aber inzwischen viele, dass die umfangreichen Krisenpakete gravierende Job-Verluste tatsächlich werden verhindern können“, so das Fazit von Friedrich Heinemann.

Die Mannheimer Corona-Studie baut auf der Methodik und Infrastruktur des German Internet Panels (GIP) auf. Das GIP basiert auf einer Zufallsstichprobe der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland und wird seit 2012 regelmäßig am Sonderforschungsbereich 884 „Politische Ökonomie von Reformen“ durchgeführt. Die Mannheimer Corona-Studie liefert tägliche Ergebnisse zu sozialen und wirtschaftlichen Aspekten, Stimmungen, sozialen Verhaltensweisen und zur Akzeptanz politischer Maßnahmen in der Corona-Krise. Darüber hinaus stellt sie tiefergehende Schwerpunktanalysen zu ausgewählten Themen zur Verfügung. Die der aktuellen Analyse zu Grunde liegenden Befragungsdaten wurden Anfang Mai erhoben. Aufgrund der Panelstruktur der Mannheimer Befragung können die Einschätzungen von Mai mit den Einschätzungen derselben Menschen im Januar, also vor dem Ausbruch der Krise in Deutschland, verglichen werden.

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