Beschäftigung älterer Arbeitnehmer - Harte Fakten zählen mehr als weiche Einschätzungen

Forschung

Im internationalen Vergleich liegt die Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer in Deutschland auf niedrigem Niveau. Dies wird häufig damit erklärt, dass Personalverantwortliche in den Betrieben eine schlechte Meinung von der Leistungsfähigkeit und dem Engagement älterer Beschäftigter hätten. Eine Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim zeigt indessen, dass diese Erklärung nicht zutrifft.

Aus der Sicht der Personalverantwortlichen in den Betrieben haben ältere Arbeitnehmer gegenüber jüngeren durchaus auch Vorteile und werden keineswegs pauschal als Arbeitnehmer zweiter Wahl abgestempelt. Zu einer Erhöhung des Anteils älterer Arbeitnehmer in den Betrieben führt deren positive Wahrnehmung durch die Personalverantwortlichen aber nicht. Vielmehr zeigt die ZEW-Studie, dass in erster Linie betriebliche Charakteristika wie Firmenalter, der Zustand der eingesetzten Produktionstechnologie oder das Vorhandensein eines Betriebsrats für den Anteil an älteren Arbeitnehmern in einem Betrieb verantwortlich sind.

Die ZEW-Studie, die auf der Grundlage des IAB-Betriebspanels für Baden-Württemberg für das Jahr 2002 basiert, offenbart eine differenzierte Einschätzung der Stärken und Schwächen älterer Arbeitnehmer. So attestieren die Personalverantwortlichen der 800 im Datensatz enthaltenen Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten ihren älteren Arbeitnehmern zwar Defizite bei Belastbarkeit, Lernbereitschaft und Flexibilität. Ältere Arbeitnehmer sind jüngeren Beschäftigten aber beispielsweise bei Erfahrung, Qualitätsbewusstsein und Loyalität überlegen (siehe Grafik). Insgesamt ergibt sich kein Nachteil für die älteren Beschäftigten in der Wahrnehmung der Personalverantwortlichen.

Als Erklärung für die im internationalen Vergleich eher niedrige Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer in Deutschland taugt die Einstellung der Personalverantwortlichen somit kaum. Vielmehr zeigt die ZEW-Studie, dass es in erster Linie die betrieblichen Charakteristika sind, die den Ausschlag dafür geben, dass in einem Betrieb der Anteil der Beschäftigten über 50 Jahren hoch oder niedrig ist. So beschäftigen Betriebe, die nach 1990 gegründet wurden, signifikant weniger ältere Arbeitnehmer als schon länger bestehende Betriebe. Ebenso haben Betriebe, deren Anlagen auf dem neuesten technischen Stand sind, einen geringeren Anteil an über 50-jährigen Arbeitnehmern. Betriebe, die einen Betriebsrat haben, beschäftigen dagegen im Durchschnitt mehr Ältere als Betriebe ohne eine solche Interessenvertretung. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Betriebsrat durch seine Mitspracherechte den Kündigungsschutz verstärkt.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Thomas Zwick, E-Mail: zwick@zew.de

Dr. Bernhard Boockmann, E-Mail: boockmann@zew.de