Dienstleister der Informationsgesellschaft: Aufwärtstrend gerät ins Stocken
ForschungDer ZEW-IDI, Stimmungsindikator für den Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft, liegt im vierten Quartal 2004 mit 59,0 Punkten deutlich unter seinem Vorquartalswert von 62,6 Punkten.
Dafür verantwortlich ist vor allem der deutliche Rückgang des Teilindikators, der die Geschäftserwartungen der Unternehmen für das erste Quartal 2005 erfasst. Der Indikatorwert für die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ist hingegen nur leicht zurückgegangen. Nachdem der ZEW-IDI in den vergangenen beiden Quartalen kontinuierlich gestiegen war, spiegeln sich in den Werten für das vierte Quartal 2004 die gedämpften Wachstumsaussichten der Gesamtwirtschaft wider. Der Saldo aus positiver und negativer Umsatzentwicklung liegt im vierten Quartal nur noch leicht im Plus. Dies entspricht nicht den Erwartungen der Dienstleister der Informationsgesellschaft aus dem vergangenen Quartal, als per Saldo noch mehr als 36 Prozent der Unternehmen mit steigenden Umsätzen für das vierte Quartal 2004 rechneten.
Dies ist Ergebnis einer Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im November und Dezember 2004 durchgeführt hat. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.000 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).
Während die Unternehmen in Westdeutschland per Saldo von einer stagnierenden Umsatzentwicklung im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal berichten, ist bei den ostdeutschen Unternehmen der Umsatz moderat gestiegen. Durch den stark verlangsamten Preisrückgang hat sich die Ertragslage der Unternehmen in Ostdeutschland trotz eines Nachfragerückgangs im Vergleich zum Vorquartal verbessert. Im vierten Quartal berichten per Saldo nur noch 18,7 Prozent der ostdeutschen Unternehmen von einer schlechteren Ertragslage. In Westdeutschland berichten per Saldo 15,5 Prozent der Unternehmen von einer besseren Ertragslage. Im Hinblick auf das erste Quartal 2005 rechnen trotz der gesunkenen Geschäftserwartungen insgesamt immer noch mehr Unternehmen mit einem Anstieg der Nachfrage als mit einem Rückgang. Auch bei Umsatz und Ertrag erwarten sie für das erste Quartal 2005 per Saldo einen Anstieg.
Bei den Dienstleistern der Informationsgesellschaft zeichnet sich auch weiterhin keine Stabilisierung der Beschäftigtenzahl ab. Die Erwartungen aus dem dritten Quartal 2004, die Zahl der Beschäftigten im vierten Quartal konstant zu halten, haben sich nicht erfüllt. Per Saldo entlassen mehr als 23 Prozent der Unternehmen Mitarbeiter. In Ostdeutschland überstieg die Zahl der Unternehmen, die sich von Mitarbeitern getrennt haben, um 14,6 Prozent die Zahl der Unternehmen, die neue Mitarbeiter eingestellt haben. In Westdeutschland liegt dieser Saldo bei fast 24 Prozent der Unternehmen. Damit berichten seit dem dritten Quartal 2003 zum ersten Mal mehr westdeutsche Unternehmen von Personalrückgängen als ostdeutsche. Allerdings sind die Erwartungen der ostdeutschen Dienstleister der Informationsgesellschaft in Bezug auf die Personalentwicklung im ersten Quartal 2005 pessimistischer als die der westdeutschen.
Wie schon im dritten Quartal 2004 ist bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern sowie den Unternehmen aus Forschung und Entwicklung per Saldo der Anteil der Unternehmen, deren Umsatz im Vergleich zum Vorquartal gestiegen ist, am höchsten. Auffallend ist der hohe Anteil der Architekten mit Umsatzrückgängen von mehr als 71 Prozent. Damit hatten die Architekten den stärksten Umsatzeinbruch aller Branchen zu verkraften. Hierfür mitverantwortlich ist die sinkende Nachfrage im Bauhauptgewerbe. Insgesamt ist in fünf der neun Branchen der Anteil der Unternehmen, deren Umsatz im Vergleich zum Vorquartal gesunken ist, größer als der Anteil der Unternehmen, deren Umsatz gestiegen ist.
Bezüglich der Nachfrage nach ihren Dienstleistungen blicken die meisten Branchen zuversichtlich ins Jahr 2005. Einzig die Architekten und die Unternehmen der technischen Beratung erwarten einen Nachfragerückgang im ersten Quartal 2005. Die recht positiven Nachfrageerwartungen sorgen allerdings nur bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, beim IKT-Handel und bei den Unternehmensberatern für zusätzlichen Personalbedarf, so die Erwartungen der Unternehmen.
Zusatzinformation zum ZEW-IDI
Der ZEW-IDI wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des ZEW-Indikators der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.
Anmerkung zur Hochrechnung
Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".
Ansprechpartner
Jörg Ohnemus, Telefon: 0621/1235-354, E-Mail: ohnemus@zew.de