Erhebung in sieben OECD-Ländern - Integrierter Umweltschutz setzt sich international durch

Forschung

Von den Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada, Norwegen, Ungarn und den USA setzen 76,8 Prozent zur Vermeidung von Umweltbelastungen auf integrierten Umweltschutz.

Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine Studie, in der unter Beteiligung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, die Faktoren untersucht wurden, die in den Unternehmen die Wahl der Technologie zur Vermeidung von Umweltbelastungen bestimmen. Die im Auftrag der Organisation für ökonomische Kooperation und Entwicklung (OECD) erstellte Studie zeigt weiter, dass es noch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt: So weist Deutschland von den sieben untersuchten OECD-Ländern mit 57,5 Prozent den geringsten Anteil im integrierten Umweltschutz auf, während Japan mit 86,5 Prozent an der Spitze liegt.

Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Typen von Vermeidungstechnologien im Umweltschutz unterscheiden: Maßnahmen des integrierten und des additiven Umweltschutzes (bei letzterem spricht man auch von so genannten End-of-Pipe-Technologien). Integrierter Umweltschutz verringert die Umweltbelastung, indem umweltfreundlichere Produkte und Produktionsverfahren eingesetzt werden. Beispiele sind etwa wasserlösliche Lacke oder das prozessinterne Wasserrecycling. End-of-pipe-Technologien dagegen verändern nicht den Produktionsprozess selbst, sondern verringern die Umweltbelastung durch nachgeschaltete Maßnahmen. Beispiele sind Dieselfilter oder Entschwefelungsanlagen.

Technologien des integrierten Umweltschutzes werden häufig nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht als überlegen angesehen, da sie Verbundvorteile in der Produktion von Gütern und Umweltschutzleistungen erschließen können. So können zum Beispiel durch rationelle Energienutzung gleichzeitig Emissionen von klimaschädlichen Gasen gesenkt und Energiekosten eingespart werden.

Die Ursache für den deutlich geringeren Anteil von Maßnahmen des integrierten Umweltschutzes in Deutschland ist im deutschen Ordnungsrecht zu suchen, das in der Vergangenheit End-of-Pipe-Maßnahmen begünstigt hat, unter anderem aufgrund teilweise schärferer Grenzwerte, die nur durch End-of-Pipe-Maßnahmen erreicht werden konnten. Jüngere empirische Studien des ZEW zeigen aber auch in Deutschland einen deutlichen Wandel in Richtung des integrierten Umweltschutzes.

Dies hat mehrere Ursachen. Zum einen erhoffen sich die Unternehmen vom integrierten Umweltschutz Kostenvorteile. Zum anderen unterstützen organisatorische Maßnahmen wie Umweltaudits den Wandel zum integrierten Umweltschutz und auch Investitionen in Umweltforschung wirken sich positiv aus. Klar ist allerdings auch, dass eine vollständige Substitution von End-of-Pipe-Technologien durch integrierten Umweltschutz weder realistisch noch wünschenswert ist, da nicht für alle Umweltprobleme integrierte Technologien zu vertretbaren Kosten zur Verfügung stehen. So reduzieren Dieselfilter die Emission von Partikeln aus Kraftfahrzeugen derzeit effektiver als verbrauchsarme Dieselmotoren.

Mehr Informationen zur Studie finden Sie in einem Beitrag in den ZEWnews März 2005.

Ansprechpartner

Dr. Klaus Rennings, Telefon: 0621/1235-207, E-Mail: rennings@zew.de