Exzellenz und Rankings beeinflussen die Hochschulwahl nur moderat

Forschung

Studienplatzbewerber mit herausragenden schulischen Leistungen lassen sich bei der Wahl ihrer künftigen Universität zwar durchaus von dem Gütesignal "Exzellenz-Universität" sowie von Bestnoten in Hochschulrankings leiten. Im Vergleich zu anderen Entscheidungskriterien spielen Exzellenz und Rankings allerdings nur eine eher moderate Rolle. Nach wie vor ist die Nähe der Hochschule zum Wohnort der Eltern das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung für eine Hochschule. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde.

Die Studie analysiert, inwiefern die Exzellenz-Initiative der Jahre 2006 und 2007 sowie die verschiedenen Qualitätskriterien des CHE-Hochschulrankings die Studienplatzbewerber bei der Auswahl einer Universität beeinflussen. Dazu werden rund 4.500 Bewerbungen für einen Studienplatz der Humanmedizin ausgewertet, die in den Jahren 2002 bis 2008 bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) eingingen.

Damit ein taktisches Bewerbungsverhalten die Ergebnisse der Studie nicht verfälscht, stammen die Bewerbungen ausschließlich von Abiturientinnen und Abiturienten mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Ein solcher Notenschnitt garantiert fast sicher die Annahme an der präferierten Universität. Somit ist zu erwarten, dass der tatsächliche Studienortwunsch in der Bewerbung an erster Stelle angegeben wird.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Exzellenz einer Universität die Studienplatzwahl positiv beeinflusst. So ist die Anzahl der Bewerbungen an den "Exzellenz-Universitäten" im Untersuchungszeitraum um durchschnittlich 19 Prozent gestiegen. Die ökonometrischen Berechnungen des ZEW zeigen darüber hinaus, dass auch das Abschneiden im Hochschulranking die Entscheidung für oder gegen eine Hochschule beeinflusst.

Die Studienbewerber mit herausragenden schulischen Leistungen bewerben sich erwartungsgemäß überdurchschnittlich häufig an forschungsstarken Hochschulen. Es zeigt sich jedoch, dass dieses Bewerbungsverhalten nicht unmittelbar auf die guten Ergebnisse im Hochschulranking zurückzuführen ist. Da die Forschungsqualität der Hochschulen allgemein bekannt ist und zu einem Großteil als über die Zeit konstant wahrgenommen wird, bieten die forschungsbezogenen Indikatoren der Rankings keine zusätzlichen Informationen für die Bewerber. Veränderungen in den nichtforschungsbezogenen Rankingkriterien beeinflussen die Wahl der Universität daher stärker als Veränderungen in den forschungsbezogenen Dimensionen.

So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein künftiger Studierender bei einer Hochschule bewirbt, wenn diese in den Qualitätsdimensionen Zufriedenheit der derzeitigen Studierenden und Betreuungsverhältnis von Professor zu Studierenden besser abschneidet. Veränderungen in den forschungsbezogenen Kriterien wie der Forschungsreputation der Fakultät oder der Reputation bei Professoren haben dagegen einen deutlich geringeren Einfluss auf das Bewerbungsverhalten. Rankingindikatoren beeinflussen die Entscheidung für eine Universität somit vor allem dann, wenn sie zusätzliche Informationen über die Qualität dieser Universität liefern.

Insgesamt ist der Einfluss von Qualitätsindikatoren auf die Hochschulwahl eher moderat. Die Entfernung des Wohnorts der Eltern und damit zumeist auch des eigenen Wohnorts zur gewählten Universität beeinflusst in Deutschland weiterhin am stärksten die Hochschulwahl der Studienplatzbewerber.

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Dr. Julia Horstschräer, E-Mail horstschraeer@zew.de