Großübernahmen bei deutschen Immobilienunternehmen stocken
ForschungDer Trend hin zu immer größeren Übernahmen bei deutschen Wohnimmobiliengesellschaften scheint vorerst gestoppt. Die Aktionäre des Frankfurter Wohnungsunternehmens Deutsche Wohnen stimmten im Februar 2016 mehrheitlich gegen ein Übernahmeangebot des Marktführers Vonovia aus Bochum (vormals Deutsche Annington). Eine Übernahme des zweitgrößten Immobilienkonzerns hätte die größte Transaktion aller Zeiten im deutschen Immobilienmarkt bedeutet und die Marktführerschaft von Vonovia weiter ausgebaut. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) auf Basis der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk (BvD).
Nach dem Boom Mitte der 2000er Jahre brachte die Finanzkrise die Übernahmebestrebungen im deutschen Immobilienmarkt zunächst nahezu zum Erliegen. Im Krisenjahr 2009 lag die Anzahl an Transaktionen nur noch bei 33 Prozent und das Transaktionsvolumen bei lediglich 668 Millionen Euro – ein Einbruch von 54 Prozent beziehungsweise 94 Prozent im Vergleich zu 2007, dem aktivsten Jahr im deutschen Immobilienmarkt.
Nach der Krise blieb die Zahl der Zusammenschlüsse, verglichen mit der Vorkrisenzeit, weiterhin niedrig, das Transaktionsvolumen stieg jedoch wieder deutlich. Diese Entwicklung wurde vor allem von den Expansionsbestrebungen der Deutschen Annington und der Deutsche Wohnen getrieben. Insbesondere die Deutsche Annington sorgte durch die Übernahme des Konkurrenten Gagfah mit einem Volumen von 4,3 Milliarden Euro für Aufsehen und machte damit im Jahr 2015 mehr als die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens aus. Aus dem Zusammenschluss ging der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia hervor. Auch die Deutsche Wohnen konnte durch ihre Übernahme der GSW im Wert von rund 1,7 Milliarden Euro ihren Marktanteil deutlich erhöhen und sich als Nummer zwei im Markt etablieren.
Die gescheiterte Fusion zwischen Vonovia und der Deutsche Wohnen stellt dabei die zweite geplatzte Großübernahme in den vergangenen sechs Monaten dar. Bereits im Oktober 2015 war eine mögliche Übernahme der LEG durch die Deutsche Wohnen im Wert von rund acht Milliarden Euro ebenfalls an mangelnder Zustimmung der Aktionäre der Deutsche Wohnen gescheitert.
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