Informationswirtschaft ersetzt Dienstreisen zunehmend durch digitale Konferenzen
InformationswirtschaftSonderauswertung zum Branchenreport
In der aktuellen Klimadebatte melden sich immer mehr Stimmen zu Wort, die ein Umdenken in Politik, Verwaltung und Unternehmen weg von Dienstreisen hin zu mehr Telefon- und Videokonferenzen fordern. Die Informationswirtschaft in Deutschland geht dabei zum Großteil schon voran. Rund 57 Prozent der Unternehmen des Wirtschaftszweigs haben in den vergangenen drei Jahren Dienstreisen durch digitale Konferenz-Lösungen ersetzt – allerdings eher aus wirtschaftlichen denn aus ökologischen Gründen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderauswertung im aktuellen Branchenreport Informationswirtschaft, für den das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung rund 1.000 Unternehmen der Informationswirtschaft in Deutschland befragt hat.
Unter den rund 57 Prozent der Unternehmen aus der Informationswirtschaft, die Dienstreisen durch digitale Konferenzsysteme ersetzt haben, sind es insbesondere große Unternehmen ab 100 Beschäftigten (etwa 84 Prozent) und Unternehmen aus der Teilbranche Informations- und Kommunikationstechnologien (etwa 77 Prozent), die auf Telefon- und Videokonferenzen setzen. Am seltensten wurden Geschäftsreisen bisher von wissensintensiven Dienstleistern wie Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen, Architektur- und Ingenieurbüros sowie Werbung- und Marktforschungsunternehmen ersetzt.
Als Hauptgrund für das Ersetzen von Dienstreisen durch digitale Konferenzen wird von annähernd allen Unternehmen im Wirtschaftszweig Informationswirtschaft Zeitersparnis angegeben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kostenersparnis durch den Wegfall von Dienstreisen, die immerhin noch 88 Prozent der Unternehmen aus der Informationswirtschaft als Grund angeben.
Persönliche Kontakte in Geschäftsbeziehungen bleiben wichtig
„Unsere Analyse zeigt, dass hauptsächlich wirtschaftliche Überlegungen die Unternehmen zum Umdenken bewegen. Umweltschutzaspekte spielen bei der Entscheidung nur bei rund 44 Prozent der Unternehmen eine entscheidende Rolle“, sagt Dr. Jörg Ohnemus, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“. Insgesamt sehen die Unternehmen noch weiteres Potenzial zur Einsparung von Dienstreisen. Allerdings ist klar, dass auch künftig der persönliche Kontakt in Geschäftsbeziehungen wichtig ist. „Mehr als 93 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft geben an, dass ein persönlicher Austausch bei Geschäftskontakten notwendig ist und ab einem bestimmten Punkt dem weiteren Ersetzen von Dienstreisen durch Telefon- und Videokonferenzen Grenzen setzt“, so Ohnemus.