Schieflage von Banken belastet Unternehmenskunden

Forschung

Bankenrettung

Geraten Banken in eine wirtschaftliche Schieflage, können darunter ihre Unternehmenskunden leiden.

Sind Banken in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und daher auf Rettungsmaßnahmen durch ihre Dachorganisationen angewiesen, können darunter die Kunden der betroffenen Banken leiden. Konkret steigt die Gefahr, dass die Unternehmenskunden der geretteten Geldhäuser nicht mehr ausreichend Lieferantenkredite zur Verfügung haben und daher selbst in finanzielle Schwierigkeiten geraten können. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, die gemeinsam von Wissenschaftler/innen des ZEW Mannheim, der Deutschen Bundesbank und der Universität Leuven durchgeführt wurde.

Die Studie untersucht für den Zeitraum der Jahre 2000 bis 2011, wie sich die Rettung von angeschlagenen Kreditinstituten mittels Kapitalhilfen auf Unternehmen der Realwirtschaft auswirkt, die in Kundenbeziehungen zu den betroffenen Banken stehen. Dabei unterscheiden die Autoren/-innen der Analyse nicht nur zwischen konjunkturell normalen Zeiten und Krisenzeiten, sondern auch zwischen Unternehmen, deren Hausbanken typischerweise enge Kundenbeziehungen unterhalten, und solchen Unternehmen, deren Banken eine deutlich geringere Nähe zu ihren Unternehmenskunden pflegen. Die Vergleichsgruppe stellen jeweils Unternehmen dar, deren Hausbanken ebenfalls angeschlagen, aber nicht auf Kapitalhilfen angewiesen waren.

Auslöser dafür, dass Banken in Schieflage geraten, sind etwa Probleme mit dem Hypothekenbestand, unerwartete Zahlungsausfälle von Kreditnehmern oder strukturelle Probleme bei bestimmten Geschäftsmodellen. Sind Kapitalhilfen nötig, erhalten die jeweiligen Dachorganisationen üblicherweise weitreichende Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die betroffene Bank und veranlassen Restrukturierungs- und Entschuldungsmaßnahmen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass für die Unternehmenskunden einer geretteten Bank das Risiko, laufende Kredite nicht mehr zurückzahlen zu können, um rund zehn Prozent steigt. Darüber hinaus verringern oder verteuern sich durch die Schieflage der Banken auch weitere Möglichkeiten der externen Finanzierung für betroffene Unternehmenskunden wie zum Beispiel durch Lieferantenkredite: Das empfohlene Kreditlimit für solche Kredite sinkt für betroffene Unternehmenskunden um elf Prozent. Schließlich hat dieser verringerte Finanzierungszugang auch ganz reale Auswirkungen, denn der Umsatz von betroffenen Unternehmenskunden schwindet um gut 8,5 Prozent nach der Rettung ihrer jeweiligen Hausbanken.

Allgemeine Dokumente

Studie „The Real Effects of Bank Distress: Evidence from Bank Bailouts in Germany“ (in englischer Sprache)

Feste Kunde-Bank-Beziehung bietet Schutz

„Ein geschnürtes Bankenrettungspaket erhöht zwar das Kreditrisiko von Unternehmen, deren Hausbank auf externe Hilfe angewiesen ist. Wir können aber auch bestätigen, dass eine gewachsene und feste Kunde-Bank-Beziehung die Unternehmen vor möglichen Kreditklemmen schützt“, sagt Dr. Johannes Bersch, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ und einer der Autoren der Studie. „Letzteres Phänomen trägt allerdings auch dazu bei, dass allzu risikoaffine oder schwache Unternehmen selbst in Krisenzeiten nicht aus dem Markt verschwinden. Ein Phänomen, das langfristig zu einer schlechteren Kreditversorgung insbesondere junger und innovativer Unternehmen führen kann“, ergänzt Dr. Georg Licht, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.

Für ihre empirische Analyse haben die Wissenschaftler/innen mit einer repräsentativen und einzigartigen Datengrundlage gearbeitet. Für die Ausgangsbetrachtungen wurde zunächst auf das Mannheimer Unternehmenspanel (MUP) zurückgegriffen. Das MUP umfasst für fast alle wirtschaftsaktiven Unternehmen in Deutschland außerhalb des Bankensektors Angaben zur individuellen Bonität, zur Beziehung mit der Hausbank, zu Umsätzen und Mitarbeiterzahl sowie eine Reihe branchenspezifischer Eigenheiten und stellt damit die umfangreichste Datenbank zu Unternehmen in Deutschland dar, abgesehen vom offiziellen Unternehmensregister des Statistischen Bundesamtes, das für Forschungszwecke nicht zur Verfügung steht.

Die MUP-Daten wurden für die vorliegende Studie mit Bankbilanz- und Regulierungsdaten der Deutschen Bundesbank kombiniert, um so notleidende Kreditinstitute identifizieren zu können.

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