Was private Kapitalgeber für die grüne Transformation brauchen
ZEW Lunch Debate in BrüsselZEW Lunch Debate in Brüssel und Policy Brief zur Finanzierung der grünen Wirtschaftstransformation
Wie kann privates Kapital zur Finanzierung der grünen Transformation aktiviert werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt der ZEW Lunch Debate „Financing the Green Transition: The Role of Private Capital“ am 18. März in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU in Brüssel. Unter der Leitung der ZEW-Ökonominnen Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen und Prof. Dr. Karolin Kirschenmann tauschte sich ein Panel darüber aus, was private und institutionelle Investoren motiviert und hemmt, sich an der Finanzierung der Green Economy zu beteiligen, und diskutierte über regulatorische Rahmenbedingungen für Kapitalmärkte.
Wirksame Klimapolitik in der Realwirtschaft und ermöglichende Rahmenbedingungen für den Finanzsektor
Begleitend zur Lunch Debate veröffentlichten die ZEW-Ökonominnen einen Policy Brief. Demnach sind „Engagement“ und die Integration von Nachhaltigkeit in Investitionsentscheidungen die vielversprechendsten Wege für institutionelle Investoren, einen Klimaeffekt zu erzielen. Um Verbriefungen zu einem attraktiveren Instrument der Transformationsfinanzierung zu machen, sollten sie regulatorisch anderen Finanzprodukten mit ähnlichen Risiken gleichgestellt werden.
Des Weiteren hob Karolin Kirschenmann in ihrem Impulsvortrag die Bedeutung eines klaren und verlässlichen Regulierungsrahmens hervor: „Kosten und Nutzen der Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen in den kommenden Jahren sorgfältig bewertet und die notwendigen Anpassungen vorgenommen werden. Gleichzeitig brauchen Investoren nun aber erst einmal eine Phase der Planungssicherheit, damit sie Kapital für langfristige Projekte bereitstellen.“ Sie betonte auch, dass die Regulierung des Finanzsektors kein Ersatz für eine wirksame Klimapolitik in der Realwirtschaft sei: „Die Klimaauswirkungen der Produktion werden beispielsweise durch die Bepreisung von CO2 gezielt angegangen. Der indirekte Weg über die Regulierung des Finanzsektors birgt die Gefahr, dass die gewünschten Effekte abgeschwächt werden und vom Bedarf an externer Finanzierung abhängen.“
Finanzielle Bildung und verlässliche Informationen für Privatanleger
Der geringe Anteil nachhaltiger Geldanlagen bei Privatanlegern ist laut dem vorgestellten Policy Brief nicht auf mangelndes Umweltbewusstsein zurückzuführen, sondern auf fehlendes Wissen über nachhaltige Finanzprodukte. Zudem besteht eine große Unsicherheit über die finanzielle Performance nachhaltiger Anlageprodukte. Tabea Bucher-Koenen erklärte: „Auf Seiten der Privatanleger ist es besonders wichtig, ihre finanzielle Bildung – auch im Hinblick auf nachhaltige Investitionen – zu stärken. Dann werden sie auch eher am Kapitalmarkt investieren und dort Kapital für die Transformation bereitstellen.“ Sie betonte, dass außerdem verlässliche und leicht zugängliche Informationen für private Investoren der Schlüssel für mehr nachhaltige Investitionen seien: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass private Anleger vermehrt in nachhaltige Anlageklassen investieren, wenn deren Nachhaltigkeit durch Ratings belegt wird. Divergierende ESG-Ratings mindern hingegen das Vertrauen von Privatanlegern in die Aussagekraft der Ratings und dadurch die Wirksamkeit dieses Instruments zur Förderung nachhaltiger Investitionen.“
Ausblick: Private und öffentliche Akteure in der Pflicht
In der anschließenden Paneldiskussion betonte Alessandra Atripaldi, Deputy Head of the Capital Markets Unit bei der DG Fisma der Europäischen Kommission, die Rolle der Spar- und Investitionsunion für die Mobilisierung privaten Kapitals für nachhaltige Projekte. In diesem Zusammenhang gelte es auch unter Privatinvestoren die nötige finanzielle Bildung und eine Kultur des Investierens aufzubauen. Nathalie Larrousé, Head of the Green Capital Market Team bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), ergänzte, dass insbesondere in den weniger entwickelten Volkswirtschaften dem Aufbau von Ressourcen und Fähigkeiten in Bezug auf Nachhaltigkeit sowohl bei den Investoren als auch in der Realwirtschaft eine bedeutende Rolle zukomme. Caroline Le Meaux, Global Head of ESG Research, Engagement and Voting bei Amundi, wies darauf hin, dass eine zentrale Herausforderung darin bestehe, gleichzeitig kurzfristige Renditeanforderungen und langfristige Nachhaltigkeitsziele in Einklang zu bringen. Die Diskussionsteilnehmerinnen waren sich einig, dass es eine gemeinsame Kraftanstrengung brauche, um die Klimaziele zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern.