ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartungen bleiben getrübt

Konjunkturindikator Schweiz

Der Finanzmarkttest des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse signalisiert weiterhin eine Abschwächung der Wirtschaftsdynamik in der Schweiz in den kommenden sechs Monaten. Im Juni reduzierte sich der ZEW-CS-Indikator der Erwartungen leicht um 3,4 Punkte auf ein Niveau von minus 63,8 Punkten. Auch die Einschätzungen der gegenwärtigen Wirtschaftslage erwiesen sich als etwas weniger optimistisch. Der entsprechende Index fiel um 11,4 Punkte auf 53,2 Punkte. Nach wie vor erwartet der größte Anteil der Umfrageteilnehmer (42,6 Prozent) eine von hohem Niveau weiterhin ansteigende Inflation. Insgesamt haben sich die Inflationserwartungen gegenüber dem Vormonat dennoch verringert und der entsprechende Indikator fiel um 20,5 Punkte auf 17,0 Punkte. Der Anteil der Finanzmarktexperten, der einen Anstieg der kurzfristigen Zinsen erwartet, hat sich im Juni hingegen auf 55,3 Prozent vergrößert. Der Saldo der Zinserwartungen ist in der aktuellen Umfrage um 40,6 Punkte auf ein Niveau von 48,9 Punkten gestiegen. Aus den Antworten zur Sonderfrage geht hervor, dass 34 Prozent der Befragten mit einer Erhöhung des 3-Monats-LIBOR auf 3,0 Prozent rechnen, weitere 25 Prozent erwarten einen unveränderten Satz von 2,75 Prozent.

In der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarktreports haben sich die Konjunkturerwartungen für die Schweiz nach einer Verbesserung im vorangegangenen Monat wieder leicht verschlechtert. Über einen Horizont von sechs Monaten prognostizieren rund zwei Drittel der befragten Finanzmarktexperten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Lediglich 2,1 Prozent der Befragten rechnen mit einer konjunkturellen Verbesserung. Der ZEW-CS-Indikator für die Konjunkturerwartungen sinkt insgesamt um 3,4 Punkte auf minus 63,8 Punkte. Die aktuelle wirtschaftliche Situation in der Schweiz bewertet die Mehrheit der Experten (53,2 Prozent) weiterhin als "gut", sie wird jedoch in diesem Monat schlechter beurteilt als noch in den Vormonaten. Fast die Hälfte der Befragten (46,8 Prozent) bewertet die derzeitige wirtschaftliche Lage als "normal", keiner der Experten bezeichnet die aktuelle Situation aber als "schlecht". Der entsprechende Saldo sinkt um 11,4 Punkte auf 53,2 Punkte.

Die Gefahr einer weiteren Inflationserhöhung wird von den Finanzmarktexperten in diesem Monat als etwas geringer eingeschätzt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Inflation mit 2,9 Prozent (gegenüber dem Vorjahr) im Mai bereits ein außerordentlich hohes Niveau erreicht hat. Immer noch eine Mehrheit von 42,6 Prozent der Befragten (minus 11,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat) rechnet mittelfristig mit einem Anstieg der Teuerungsrate in der Schweiz. Ein Viertel der Befragten prognostiziert hingegen eine Reduktion der Inflationsrate. Insgesamt sinkt der Indikator für die Inflationsrate um 20,5 Punkte auf 17,0 Punkte.

Über die Hälfte der Analysten prognostiziert in der Juni-Umfrage einen Anstieg der kurzfristigen Zinsen. Im Vergleich zum Vormonat ist ihr Anteil um 32,4 Prozentpunkte gestiegen. Nur noch 6,4 Prozent erwarten einen Rückgang des aktuellen Zinsniveaus, während 38,3 Prozent der Befragten nicht mit einer Veränderung der kurzfristigen Zinsen rechnen. Der Saldo steigt insgesamt deutlich um 40,6 Punkte auf 48,9 Punkte. Bei den langfristigen Zinsen erwartet der Großteil der befragten Experten (51,1 Prozent) für die nächsten sechs Monate ein stabiles Niveau, 40,4 Prozent prognostizieren hingegen, dass die langfristigen Zinsen in der Schweiz steigen werden.

Die Erwartungen für die Aktienkurse haben sich im Vergleich zum Vormonat geringfügig verschlechtert. Eine Mehrheit der Analysten (56,5 Prozent) erwartet für die kommenden sechs Monate nach wie vor einen steigenden Swiss Market Index (SMI). Jeder fünfte Finanzmarktexperte rechnet jedoch mit sinkenden Kursen. Der entsprechende Saldo geht damit leicht um 4,3 Punkte auf 37,0 Punkte zurück. Der Wechselkurs des Schweizer Frankens zum Euro wird von der Mehrheit der befragten Experten (47,8 Prozent) als mittelfristig stabil beurteilt. Mit 45,7 Prozent geht eine steigende Anzahl der Befragten jedoch von einer Aufwertung des Frankens aus. Nur 6,5 Prozent der Analysten erwarten, dass der Franken einen Abwärtstrend verfolgen wird. Der Saldo steigt entsprechend deutlich um 12,0 Punkte auf 39,1 Punkte.

Der Anteil der befragten Finanzmarktexperten, der mit einem Rückgang des Ölpreises rechnet, ist in diesem Monat deutlich um 16,7 Prozentpunkte auf 68,9 Prozent gestiegen. Nur noch jeder zehnte Finanzmarktexperte geht von einem weiteren Anstieg des bereits sehr hohen Niveaus aus. Auch beim Goldpreis erwartet die Mehrheit der Befragten inzwischen einen Rückgang. Gleichzeitig geht mit 41,9 Prozent ein steigender Anteil der Befragten von einem mittelfristig stabilen Goldpreis aus. Der entsprechende Saldo sinkt stark um 34,7 Punkte auf minus 30,2 Punkte. Bei der Gewinnsituation der Unternehmen erwartet eine Mehrheit von 62,8 Prozent (plus 4,1 Prozentpunkte) der Befragten eine Verschlechterung. Auch hinsichtlich der Umsatzrendite wird die Lage auf Sicht von sechs Monaten pessimistisch eingeschätzt. 70,5 Prozent der Experten erwarten hier eine Verschlechterung, während keiner der Befragten die Chance auf eine Verbesserung der Umsatzrendite sieht. Die Einschätzung der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fällt ebenfalls deutlich negativer aus als im Vormonat: Inzwischen rechnen 63 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einer Erhöhung der Arbeitslosenquote. Eine sinkende Arbeitslosenrate wird hingegen von keinem der befragten Experten erwartet.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten um ihre Einschätzungen des BIP-Wachstums sowie des Einflusses der Kreditkrise auf die Realwirtschaft gebeten. Zudem wurden die Umfrageteilnehmer zu ihren Erwartungen bezüglich des monetären Umfelds in den nächsten zwölf Monaten befragt. Ein Anteil von 47 Prozent der Befragten erwartet in diesem Jahr ein Wachstum von zwischen 1,5 Prozent und 2,0 Prozent, gleichzeitig rechnen 48 Prozent mit einem 3-Monats-LIBOR von 3,0 Prozent oder mehr.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt. Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Ansprechpartner

Dr. Gunnar Lang, Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (CS), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com