ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Weiterhin pessimistische Konjunkturerwartungen
Konjunkturindikator SchweizDer Finanzmarkttest des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse zeigt, dass die Konjunkturerwartungen für die Schweiz im August erneut gesunken sind. Der ZEW-CS-Indikator der Erwartungen fiel um 2,7 Punkte auf -79,6 Punkte. Auch die aktuelle Konjunkturlage wurde im August schlechter beurteilt als im Vormonat. Der entsprechende Saldo reduzierte sich auf 26,5 Punkte (-14,5 Punkte). Sowohl die Inflationserwartungen als auch die Erwartungen gegenüber den kurzfristigen Zinsen sind deutlich gesunken. Ein Anteil von rund 45 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnet in den kommenden sechs Monaten mit einem Rückgang der Inflation. Der Anteil der Finanzmarktexperten, der mit einem Anstieg der kurzfristigen Zinsen rechnet, hat sich im August ebenfalls stark reduziert. Die überwiegende Mehrheit erwartet keine Veränderung der kurzfristigen Zinsen. Die aktuelle Sonderfrage zeigt, dass die Mehrheit der Umfrageteilnehmer in den anstehenden Lohnverhandlungen keine Gefährdung für die Preisstabilität sieht.
In der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarkttests setzt sich der Abwärtstrend der mittelfristigen Konjunkturerwartungen im dritten Monat in Folge fort. 81,6 Prozent der Finanzmarktexperten prognostizieren eine Verschlechterung der Schweizer Konjunktur auf Sicht von sechs Monaten. Nur 2,0 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Dynamik. Aufgrund dieser Ergebnisse fällt der Indikator für die Konjunkturerwartungen im August um 2,7 Punkte auf -79,6 Punkte. Auch die Beurteilung der aktuellen Konjunkturlage fällt weniger positiv aus als noch im Vormonat. Nahezu drei Viertel der befragten Experten beurteilen die Wirtschaftslage als "normal", nur noch 26,5 Prozent schätzen sie als "gut" ein. Damit sinkt der Indikator für die aktuelle Konjunktursituation um 14,5 Punkte auf 26,5 Punkte.
Die Inflation hat sich im Juli auf 3,1 Prozent (YoY) erhöht. Gegenüber dem Vormonat gingen die Konsumentenpreise jedoch um 0,4 Prozent zurück. Die Schweizer Finanzmarktexperten sehen der Preisentwicklung der kommenden sechs Monate positiver entgegen als noch in der Juli-Umfrage. Während nur noch 16,3 Prozent der Umfragteilnehmer eine steigende Inflationsrate erwarten, gehen nun 44,9 Prozent von einer fallenden Teuerungsrate aus. Der Saldo für die Inflationsrate sinkt damit deutlich um 31,2 Punkte auf -28,6 Punkte.
Diese Einschätzung spiegelt sich in den kurzfristigen Zinserwartungen wider: Weit über drei Viertel (81,6 Prozent) der Befragten prognostizieren für das nächste halbe Jahr unveränderte Zinsen im kurzfristigen Laufzeitenbereich. Nur noch 8,2 Prozent erwarten in der kurzen Frist steigende Zinsen. Somit fällt auch dieser Saldo deutlich von 23,1 Punkten auf -2,0 Punkte. Hinsichtlich der kurzfristigen Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum ist eine eindeutige Meinungstendenz zu erkennen. 73,5 Prozent der Finanzmarktexperten erwarten keine Veränderung dieser Größe in den kommenden sechs Monaten und nur noch 6,1 Prozent gehen von einer steigenden Zinsdifferenz aus.
Bei den langfristigen Zinsen ist das Meinungsbild nicht so eindeutig. 40,8 Prozent der Finanzexperten gehen von konstanten langfristigen Zinsen aus, während 36,7 Prozent der Befragten steigende Zinsen prognostizieren. Eine unveränderte Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum im langfristigen Laufzeitenbereich erwarten dabei 77,6 Prozent, eine sinkende Differenz erachten 10,2 Prozent als wahrscheinlich.
Mitte Juli erreichte der Aktienindex SMI nach einer längeren Talfahrt ein neues Dreijahrestief. Mit dem vorläufigen Höchststand des Ölpreises im Juli und dem anschließenden Preisrückgang konnte der Aktienmarkt wieder eine Erholung verzeichnen, die nach Meinung von 65,2 Prozent der Umfrageteilnehmer auch im kommenden halben Jahr anhalten sollte. 21,7 Prozent der Analysten sind jedoch gegenteiliger Ansicht. Der entsprechende Saldo verringert sich auf hohem Niveau nur leicht und steht jetzt bei 43,5 Punkten. Nachdem im Vormonat über 60 Prozent der Experten den Ölpreisrückgang antizipiert haben, gehen nun noch 46,7 Prozent von weiter sinkenden Preisen aus. 35,6 Prozent der Befragten prognostizieren hingegen einen stabilen Ölpreis in den kommenden sechs Monaten. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Erwartungen bezüglich des Goldkurses ab. Fast die Hälfte (46,7 Prozent) der Finanzmarktexperten erwartet einen sinkenden Goldpreis. Hinsichtlich des Wechselkurses des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro gehen die Meinungen der Teilnehmer des Finanzmarkttests auseinander: Während im Juli noch 61,5 Prozent der Experten einen weiterhin stabilen Wechselkurs erwarteten, sind im August nur noch 51,0 Prozent dieser Meinung. 40,8 Prozent erwarten eine Aufwertung des Schweizer Frankens.
Sowohl für die Gewinnsituation als auch für die Umsatzrendite erwarten rund 80 Prozent der Befragten einen Rückgang im nächsten halben Jahr. Nur 4,3 Prozent prognostizieren eine positive Entwicklung bei den Gewinnen und 2,2 Prozent gehen von einer Verbesserung der Umsatzrendite aus. Während die Erwartungen hinsichtlich der Gewinnsituation im Monatsvergleich negativer ausfallen, präsentieren sich die Prognosen der Umsatzrenditen leicht positiver als im Juli. Den Arbeitsmarkt betrachten die Finanzmarktexperten etwas optimistischer. Zwar gehen immer noch 69,6 Prozent der Finanzmarktexperten von einer steigenden Arbeitslosenrate aus, im Vormonat waren es aber noch 73,7 Prozent. Weitere 28,3 Prozent der Analysten vertreten die Ansicht, dass die Arbeitslosenquote in den kommenden sechs Monaten unverändert bleiben wird. Daraus ergibt sich für den Indikator der Arbeitslosenrate ein Saldo von 67,4 Punkten.
Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten diesen Monat gebeten, eine Einschätzung der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale als Resultat der anstehenden Lohnverhandlungen zu geben. Eine Mehrheit geht davon aus, dass die Lohnerhöhungen mit 1,5 bis 3,0 Prozent moderat ausfallen werden und daher von ihnen keine Gefahr für Preiserhöhungen in der mittleren Frist ausgehen werde.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.
Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.
Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.
Für Rückfragen zum Inhalt
Dr. Gunnar Lang, Telefon: 0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de
Fabian Heller (CS), Telefon: +41/44/33209061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com