ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Optimistische Konjunkturerwartungen für Mittel- und Osteuropa

Konjunkturindikator CEE

Der Konjunkturindikator für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) steigt im Mai um 7,2 Punkte auf 35,2 Punkte. Die in der Eurozone herrschende Unsicherheit hinsichtlich der Schuldenproblematik einiger Mitgliedsländer scheint nach Ansicht der Finanzmarktexperten den CEE-Raum nicht besonders stark zu tangieren. Mit 47,0 Prozent geht die Mehrheit der Umfrageteilnehmer von einer positiven Entwicklung der CEE-Konjunktur auf Sicht von sechs Monaten aus. Der CEEIndikator wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank, Wien, monatlich gemeinsam mit anderen Finanzmarktdaten erhoben. Er spiegelt die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung für die CEE-Region auf Sicht von sechs Monaten wider.

Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verbessern sich im Mai um 2,4 Punkte auf 32,0 Punkte. Der entsprechende Indikator für Österreich nimmt um 5,8 Punkte auf 33,4 Punkte zu.

Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der CEE-Region fällt in der aktuellen Umfrage etwas besser aus als im Vormonat. Der entsprechende Indikator steigt um 1,4 Punkte auf minus 23,1 Punkte. Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Österreich verzeichnet ebenfalls einen leichten Anstieg auf minus 9,4 Punkte. Dagegen sinkt die Einschätzung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage in der Eurozone um 13,7 Punkte auf minus 37,0 Punkte.

Mit 61,2 Prozent vertritt die Mehrheit der Umfrageteilnehmer auch im Mai die Ansicht, dass sich die Inflationsraten in der CEE-Region im kommenden halben Jahr nicht verändern werden. Im Gegensatz dazu erwarten rund 50 Prozent der Experten höhere Inflationsrisiken in Österreich und in der Eurozone im kommenden halben Jahr.

Die Zinserwartungen der Finanzmarktexperten für die Eurozone bleiben nahezu unverändert. Der entsprechende Indikator erreicht 41,2 Punkte. 51,0 Prozent der Umfrageteilnehmer erwartet unveränderte kurzfristige Zinsen im Euroraum.

Die Prognosen der Analysten hinsichtlich der Entwicklung der Aktienindizes für die CEE-Region (NTX), Österreich (ATX) und den Eurostoxx 50 durchlaufen in der aktuellen Umfrage unterschiedliche Entwicklungen. Während die Salden für den Eurostoxx 50 und den ATX deutlich steigen, sinkt der Saldo für den NTX leicht.

Kroatien

Nach dem starken Anstieg vom Vormonat sinken die Konjunkturerwartungen für Kroatien im Mai um 8,5 Punkte auf 23,3 Punkte. Dies ist nun der niedrigste Wert im Ländervergleich in dieser Kategorie. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Lande bleibt im zweiten Monat in Folge nahezu unverändert bei einem Stand von minus 36,3 Punkten.

Polen

Die Konjunkturerwartungen für Polen erweisen sich in den letzten zwei Monaten als sehr volatil. Nach dem starken Rückgang im April verzeichnet der entsprechende Indikator im Mai den höchsten Anstieg im Ländervergleich von 15,9 Punkten auf 37,0 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation sinkt marginal auf 8,7 Punkte. Der Indikator weist weiterhin den einzigen positiven Wert in dieser Kategorie auf. 54,1 Prozent der Befragten prognostizieren eine Aufwertung der polnischen Währung Zloty gegenüber dem Euro in den nächsten sechs Monaten.

Rumänien

Der Konjunkturindikator für Rumänien geht im Mai um 8,2 Punkte auf 27,2 Punkte zurück. Der Indikator, der die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Lande widerspiegelt, sinkt in der Mai-Umfrage um 7,3 Punkte auf minus 47,8 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert in dieser Kategorie im Ländervergleich. 46,2 Prozent der befragten Experten gehen von sinkenden kurzfristigen Zinsen in Rumänien auf Sicht von sechs Monaten aus. Ungeachtet der aktuellen Abwertung des Euros prognostizieren die meisten Experten, dass die rumänische Währung Lei gegenüber dem Euro an Wert verlieren wird. Der entsprechende Indikator sinkt auf minus 9,5 Punkte.

Slowakei

Die Konjunkturerwartungen für die Slowakei erzielen den zweithöchsten Anstieg im Ländervergleich im Mai. Der entsprechende Indikator gewinnt 10,3 Punkte und steht nun bei 38,3 Punkten. Die Einschätzung der gegenwärtigen Situation im Lande verbessert sich am stärksten unter den analysierten CEELändern. Der Saldo steigt um 12,4 Punkte auf minus 6,4 Punkte. Der Indikator, der die Inflationserwartungen der Umfrageteilnehmer für die Slowakei widerspiegelt, erreicht 39,2 Punkte. Dennoch dominiert im Mai der Anteil der Experten (47,8 Prozent), der eine unveränderte Inflationsrate auf Sicht von sechs Monaten erwartet.

Tschechische Republik

Mit einem Anstieg von 8,3 Punkten im Mai erreicht der Konjunkturindikator für die Tschechische Republik den höchsten Wert im Ländervergleich von 40,4 Punkten. Der Saldo, der die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation im Lande darstellt, steigt um 1,8 Punkte auf minus 4,2 Punkte und verteidigt seinen zweitbesten Wert in dieser Kategorie. Die Zinserwartungen für die Tschechische Republik verschieben sich in Richtung steigende kurzfristige und steigende langfristige Zinsen auf Sicht von sechs Monaten. Der entsprechende Indikator für die kurzfristigen Zinserwartungen steigt um 20,8 Punkte auf 42,8 Punkte, der Indikator der langfristigen Zinsen steigt um 9,2 Punkte auf 62,7 Punkte. Beide Indikatoren erreichen die höchsten Werte im Ländervergleich. Eine klare Mehrheit der Finanzmarktexperten von 55,1 Prozent erwartet eine Aufwertung der tschechischen Währung gegenüber dem Euro im kommenden halben Jahr. Der entsprechende Indikator steigt auf 36,7 Punkte, das ist der höchste Wert unter den CEELändern.

Ungarn

Die Konjunkturerwartungen für Ungarn bleiben im Mai nahezu unverändert bei 40,0 Punkten. Dies ist der zweithöchste Wert unter den analysierten CEE-Volkswirtschaften in dieser Kategorie. 56,0 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine Verbesserung der Konjunktur in Ungarn auf Sicht von sechs Monaten. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Lande geht um 3,2 Punkte auf minus 42,8 Punkte zurück. Die Mehrheit der Finanzmarktexperten geht von einer unveränderten Inflationsrate für die kommenden sechs Monate aus.

Sonderfrage

Die Sonderfrage im Mai untersucht die erwartete Lohnentwicklung und Vermögensverteilung in der CEE-Region im Jahr 2010. 80 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen von einem Anstieg der Löhne in der CEE-Region im laufenden Jahr aus. Dabei erwarten 43 Prozent, dass die Löhne in der CEERegion stärker als in der Eurozone steigen werden. 22 Prozent halten einen schwächeren Zuwachs für wahrscheinlich. Den höchsten Lohnanstieg erwarten die Analysten in Polen, den niedrigsten in Rumänien. Die Einschätzung der Experten hinsichtlich der Vermögensverteilung ergibt ein klares Bild: 69 Prozent der befragten Experten gehen davon aus, dass sich die Vermögensverteilung in der CEE-Region stärker auseinander entwickelt als in der Eurozone. Den Experten zufolge wird Rumänien die ungleichste Vermögensverteilung aufweisen. Der Tschechischen Republik wird dagegen eher eine ausgeglichene Vermögensverteilung bescheinigt.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und Slowenien. Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittelund Osteuropa und den Euroraum sowie die Tschechische Republik, Polen, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich. Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

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Lena Jaroszek, Telefon: 0621/1235-380, E-Mail: jaroszek@zew.de