ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann zur EZB-Zinsentscheidung
Kommentar„Hohe Zinsen als Mittel gegen fiskalischen Populismus“ (Juli 2024)
Der EZB-Rat hat entschieden, den Zins für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken bei 4,25 Prozent zu belassen. Der Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, Friedrich Heinemann, erklärt dazu:
„Es ist gut, dass die EZB sich für eine mögliche neuerliche Zinssenkung noch Bedenkzeit nimmt. Aufgrund der hartnäckigen Inflation bei den Dienstleistungen bleibt die Kerninflation zu hoch. Und mit Blick auf das kommende Jahr bestehen neue Inflationsrisiken. Weil die Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten immer wahrscheinlicher wird, drohen handelspolitische Konflikte mit höheren Zöllen. Noch mehr Protektionismus wird auch in Europa Importe teurer machen und stärker zur kostspieligen Produktion in der Heimat zwingen. Und auch die politische Entwicklung in Frankreich ist eher ein Argument gegen rasche Zinssenkungen: Der in der Wahl siegreiche Linksblock befindet sich mit seinen Ausgabeplänen auf Konfliktkurs mit Brüssel. Weiterhin hohe Zinsen signalisieren Paris, dass fiskalischer Populismus sehr teuer werden würde.“