A New Metric for Banking Integration in Europe
ZEW Discussion Paper Nr. 08-102 // 2008Die meisten Beobachter sind der Meinung dass nach der Einführung der gemeinsamen Währung ein schneller Integrationsprozess für Geldmärkte und die Märkte für Regierungsanleihen im Gange ist, so scheint ein ähnlicher Integrationsprozess für Bankprodukte nicht stattzufinden. Daten über grenzübergreifende Kredit und Depositenvolumen, grenzübergreifende Bankenzusammenschlüsse und für das "Law of one price" zeigen wenig bis keine Tendenzen zur Integration. Dieses Papier zeigt, dass diese Integrationstests allerdings wenig aussagekräftig sind, da sie nicht auf einem Gleichgewichtskonzept basieren. Das heißt, diese Tests berücksichtigen nicht die Möglichkeit dass aufgrund von Verletzungen der Modigliani-Miller Annahmen, die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen Länder übergreifend heterogen sein kann. Wenn zum Beispiel Körperschaftssteuern in einzelnen Ländern unterschiedlich sind, dann würden Firmen, basierend auf der trade-off Theorie der Kapitalstruktur, unterschiedliche Zielfremdkapitalrelationen haben. Das wiederum impliziert, dass Firmen unterschiedliche Mengen Fremdkapital nachfragen und unterschiedliche Risikocharakteristika haben. All das sind Argumente warum man möglicherweise den „law of one price“ ablehnen würde, selbst wenn die Märkte vollständig integriert wären. Wir argumentieren daher in diesem Papier, dass die vorherigen Tests weder notwendige noch hinreichende Bedingungen für Bankenintegration sind. Dieses Papier schlägt deshalb einen neuen Bankenintegrationstest vor, nämlich Gewinnkonvergenz. Die Gewinne von Banken sollten in integrierten Märkten konvergieren, da freier Marktzugang dazu führt, dass übermäßig hohe Gewinne durch Wettbewerb reduziert werden. Weiterhin, funktionierende Märkte für Unternehmenskontrolle ("markets for corporate control") würden sicherstellen, dass schwache Banken entweder vom Markt verschwinden, z.B. weil sie von stärkeren Banken übernommen werden. Unser Test betont daher die Bedeutung eines freien Marktzuganges und dem Funktionieren des Marktes für Unternehmenskontrolle. Im Gegensatz zu anderen Tests zeigt der Test in diesem Papier klar die Verbindung zwischen Bankenintegration und Effizienz: Integration ist nur dann wünschenswert wenn es zu einer effizienteren Bereitstellung von Bankendienstleistungen führt. Ein Monopolist hieße zwar vollkommene Integration, aber auch, dass Dienstleistungen nicht effizient bereitgestellt werden würden. Die Ergebnisse mit RoA oder RoE als das Maß für Bankenprofitabilität zeigen, dass der Gewinn öffentlich gehandelter Banken konvergiert. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Wettbewerb zwar Gewinne eliminiert, dieser Effekt aber relativ schwach ist. Der Gewinn unprofitabler Banken tendiert nach oben. Insgesamt scheint sowohl Wettbewerb als auch der Markt für Unternehmenskontrolle für öffentlich gehandelte Banken operational zu sein. Die Ergebnisse für Geschäftsbanken, die nicht öffentlich gehandelt werden, sowie für Sparkassen und Volksbanken weichen stark von dem Ergebnis für öffentlich gehandelten Banken ab. Die Gewinne dieser Banken zeigen keine Tendenz in Richtung einer Zielgewinnrelation. Insgesamt scheint der Bankenmarkt in Europe nicht integriert zu sein, und zwar nicht nur, wenn man Europa als Ganzes betrachtet, sondern auch innerhalb einzelner Länder. Öffentlich gehandelte und alle anderen Banken sind selbst innerhalb einzelner Länder nicht integriert. Als Referenzpunkt wurde das Modell auch für die USA geschätzt. In den USA konvergieren gehandelte und nicht gehandelte Banken in Richtung des gleichen Gleichgewichtpunkts. Für alle Banken sorgt starker Wettbewerb dafür, dass hohe Gewinne schnell reduziert werden. Allerdings finden wir auch in den USA nicht, dass der Markt für Unternehmenskontrolle schwache, nicht gehandelte Banken eliminiert. Insgesamt aber erscheint der amerikanische Bankenmarkt signifikant integrierter als der europäische. Die Ergebnisse dieses Papiers sind konsistent mit anderen Papieren, die gezeigt haben dass trans-nationale Zusammenschlüsse von Banken und Kontagion seit Einführung des Euros zugenommen haben. Allerdings besteht der europäische Bankensektor, insbesondere in den großen europäischen Ländern, zu ungefähr 50% aus ungehandelten Banken, Sparkassen und Volksbanken und der Marktanteil im Endkundengeschäft ist wahrscheinlich noch höher. Diese Banken sind nicht den gleichen Anpassungsmechanismen ausgesetzt wie gehandelte Banken. Diese strukturellen Rigiditäten sind durch die Einführung des Euros nicht beeinflusst worden.
Gropp, Reint und Anil Kashyap (2008), A New Metric for Banking Integration in Europe, ZEW Discussion Paper Nr. 08-102, Mannheim.